Hilfsorganisationen fordern Schutz ehemaliger Kindersoldaten im Irak

Hilfsorganisationen fordern Schutz ehemaliger Kindersoldaten im Irak

Osnabrück (epd). Hilfsorganisationen haben die Bundesregierung aufgefordert, den Schutz und die Wiedereingliederung von ehemaligen Kindersoldaten im Irak stärker zu fördern. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" habe in dem Land zwischen 2014 und 2017 mehr als 1.000 Kinder als Soldatinnen und Soldaten rekrutiert, teilte das "Deutsche Bündnis Kindersoldaten" am Mittwoch mit. Noch heute litten sie unter den Folgen, viele seien inhaftiert. "Kriminalisierung und Haft helfen nicht weiter und wirken einem Friedensprozess im Irak entgegen", sagte Thomas Berthold als Sprecher des Bündnisses anlässlich des internationalen Red Hand Day am 12. Februar, der auf den Missbrauch von Kindern als Soldaten aufmerksam machen soll.

Die Gewalterfahrung setze sich fort "und die Kinder lernen, dass es für sie keine Zukunft gibt", ergänzte Berthold, Kinderrechtsexperte beim Kinderhilfswerk terre des hommes mit Sitz in Osnabrück. Sie bräuchten aber Perspektiven für einen Weg in eine gewaltfreie Zukunft. Das Bündnis fordert in einem am Mittwoch veröffentlichten Positionspapier unter dem Titel "Eine verlorene Generation?", die Bundesregierung müsse Schutz-, Bildungs- und Ausbildungsmaßnahmen für die betroffenen Mädchen und Jungen fördern.

Die Minderjährigen hätten in ihren Einsätzen an Kampfhandlungen teilnehmen, Sprengkörper bauen und deponieren, als Spione oder Wachen dienen müssen, sagte Berthold. Sie seien heute heimatlos und ohne Dokumente, würden stigmatisiert und diskriminiert. Ende 2019 seien 981 Inhaftierungen von Kindern im Irak aufgrund ihrer Verbindung zu bewaffneten Gruppen dokumentiert worden. Die tatsächliche Zahl werde weitaus höher geschätzt.

Jedes Jahr am Red Hand Day ruft das Bündnis Kindersoldaten gemeinsam mit zahlreichen weiteren Organisationen weltweit zu Aktionen mit dem Symbol der roten Hand auf. Dem Bündnis gehören neben terre des hommes unter anderem die Aktion Weißes Friedensband, die Kindernothilfe und Unicef an. Sie appellieren seit Jahren an die Bundesregierung, sich gegen die Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen einzusetzen, Exporte von Kleinwaffen zu stoppen und Minderjährigen, die vor Zwangsrekrutierung fliehen, Schutz und Asyl zu gewähren. Weltweit werden den Angaben zufolge in bewaffneten Konflikten etwa 250.000 Kinder als Soldaten und Soldatinnen eingesetzt.