Expertin zu Weltgebetstags-Land: Keine heile Welt im Südpazifik

Expertin zu Weltgebetstags-Land: Keine heile Welt im Südpazifik
09.02.2021
epd
epd-Gespräch: Judith Kubitscheck

Tübingen (epd). Die Religionswissenschaftlerin und Journalistin Katja Buck (Tübingen) hat auf die schwierige Situation von Frauen im pazifischen Inselstaat Vanuatu aufmerksam gemacht. Laut einer Erhebung des Nationalen Frauenzentrums in Vanuatu hätten über 60 Prozent der Frauen bereits Gewalt in der Partnerschaft erlebt - ein Fünftel davon habe davon sogar bleibende gesundheitliche Schäden, sagte Buck dem Evangelischen Pressedienst (epd) anlässlich des Weltgebetstages am 5. März. In diesem Jahr steht Vanuatu im Mittelpunkt der christlichen Initiative. Diese Gewalt werde meist nicht polizeilich geahndet.

Dass es zu Gewalt an Frauen komme, hänge auch mit dem traditionellen Rollenverständnis zusammen, das bis heute gelte, so die Autorin eines Buches über Vanuatu. In dem Inselstaat seien Frauen für fast alles zuständig, auch für das Auskommen der Familie, während die Männer viele Freiheiten hätten. Die Männer arbeiteten zwar auch. Aber nach der Tradition sei das von ihnen verdiente Geld ihr Geld, mit dem sie machen können, was sie für richtig halten.

"Das ist die strukturelle Gewalt, die den Nährboden für die physische Gewalt bildet. Über diese Taten herrscht ein großes Schweigen, und viele Frauen nehmen das einfach hin - auch ihre festgeschriebene Rolle", so Buck, die im vergangenen Jahr den Inselstaat bereist hat.

Der Weltgebetstag wird jedes Jahr von Frauen aus einem anderen Land vorbereitet. Jeweils am ersten Freitag im März kommen weltweit Frauen und Männer verschiedener Konfessionen zu Gottesdiensten oder Andachten zusammen. Die Veranstalter haben die Initiative in diesem Jahr an die Corona-Bedingungen angepasst, so sind unter anderem digitale Gottesdienste und Video-Konferenzen geplant. Im Sinne des Weltgebetstag gehören Glauben, Gebet und Handeln für eine gerechte Welt untrennbar zusammen.