Oaxaca de Juárez, Port-au-Prince (epd). Die haitianische Bischofskonferenz hat sich am Dienstag (Ortszeit) den Forderungen eines Generalstreiks für einen Rücktritt des Präsidenten Jovenel Moïse angeschlossen. "Niemand steht über dem Gesetz", schrieben die Bischöfe am Dienstag (Ortszeit) und baten den Staatschef, die Verfassung anzuerkennen und sein Amt niederzulegen. Zugleich kritisieren sie die ausufernde Gewalt in Haiti.
Nachdem die Transportgewerkschaft, unterstützt von Organisationen der Zivilgesellschaft, am Montag zu einem zweitägigem Generalstreik aufgerufen hatte, lag die haitianische Hauptstadt Port-au-Prince in weiten Teilen lahm. Schulen, Ämter und viele Läden sowie Büros blieben geschlossen, die Straßen waren leer. Auch einige Provinzstädte waren Berichten der Plattform Haiti Press Network zufolge gelähmt.
Der Generalstreik richtete sich zunächst gegen die Unfähigkeit der Regierung, die Gewalt, Unsicherheit und zunehmende Zahl von Entführungen in den Griff zu bekommen. In der vergangenen Woche hatte Moïse eingeräumt, dass die Kriminalität ein Hauptproblem sei. Entführungen hätten politische Ziele und sollten das Land destabilisieren. Die Bischofskonferenz erklärte, Haiti befinde sich aufgrund der Unsicherheit "am Rande einer Explosion".
Mit dem Streik wollten die Gewerkschaften inzwischen auch ihrer Forderung nach einem Rücktritt Moïses Nachdruck verleihen. Der Präsident hatte sein fünf Jahre dauerndes Amt zwar erst am 7. Februar 2017 übernommen, Regierungskritiker sind jedoch der Meinung, dass der Beginn der Präsidentschaft wegen Ungereimtheiten bei den damaligen Wahlen ein Jahr früher gerechnet werden und der Staatschef deshalb jetzt abdanken müsse. Die Organisation Amerikanischer Staaten, die USA und weitere Staaten widersprechen dem und unterstützen die Haltung von Moïse, der bis 2022 im Amt bleiben will.