Beten vor der Webkamera

Online Gebet
©awpixel.com/stock.adobe
Die Studentenmission in Deutschland (SMD) engagiert sich mit digitalen Formaten, um in Kontakt zu bleiben.
Beten vor der Webkamera
Wie sich christliche Studenten auf Corona eingestellt haben
Rund 3.000 Studenten an 80 Hochschulorten gehören einem Netzwerk von Christen an, das 1949 als Studentenmission in Deutschland (SMD) gegründet wurde. Mit kreativem Engagement gelang es den ehrenamtlichen Initiativen, auch im Coronajahr Gemeinschaft zu erleben und den Glauben an der Uni ins Gespräch zu bringen.
11.01.2021
epd
Uta Rohrmann

Für Studierende der Tübinger SMD beginnt der Tag um 7.50 Uhr mit MoLoLe (Morgens Losung lesen). Man trifft sich per Zoom zu einem biblischen Impuls und Gebet, was ohne Kamera auch vom Bett aus mitverfolgt werde, weiß Jens Mößner vom Leitungsteam der Gruppe, die mit rund 60 Mitarbeitern zu den größten zählt.

Wie viele andere SMD-Gruppen versuchen auch die Tübinger, mit digitalen Formaten in Kontakt zu bleiben. Statt den bisherigen 14-tägigen Großgruppentreffen am Mittwochabend gibt es nun Vorträge per Livestream, zu denen WG-Mitbewohner oder einzelne Kommilitonen eingeladen werden. Dazwischen treffen sich die SMDler in Kleingruppen zum digitalen Austausch.

Gruppenzusammenhalt sei schwierig

Auch die Angebote speziell für Frauen oder für internationale Studierende haben die digitale Umstellung überlebt. Der Gruppenzusammenhalt sei schwierig geworden, räumt Jens Mößner ein, der im elften Semester Mikrobiologie auf Master studiert. Auch die vielen gemeinsamen Freizeitaktivitäten fehlten ebenso wie die Möglichkeit, öffentlich an der Uni präsent zu sein und sich beispielsweise Erstsemestern vorzustellen.

"Wir haben Kirchengemeinden angeschrieben, um unser Angebot für Studienanfänger vorzustellen, und auch über den persönlichen Bekanntenkreis geworben", erzählt der Mikrobiologe, der ein Lehramtsstudium für Biologie und Chemie absolviert. Zudem nutzten die Tübinger wie viele andere Hochschulgruppen auch den digitalen Markt der Möglichkeiten der Uni, um sich zu präsentieren.

Willkommensangebote erreichen die "Erstis" trotz Corona: In Tübingen gibt es Stocherkahnfahrten und Stadtspaziergänge, in Konstanz wurde per Instagram Umzugshilfe angeboten und in unterschiedliche Haushalte einzeln zum "Ersti-Dinner" und anschließendem Semesteranfangsgottesdienst eingeladen. Die Karlsruher SMD hat damit geworben, mit Neuimmatrikulierten zu Ikea zu fahren. Die Ulmer Gruppe, die sich auch per Zoom vorgestellt hat, richtete eine Messenger-Gruppe für "Erstis" ein, berichtet Anne Belflower, die als Regionalreferentin der Hochschul-SMD in der Region Württemberg und Konstanz Kontakt zu den studentischen Gruppen hält.

Soziale Distanz bringt auch Vorteile mit sich

Auf Initiative der SMD-Gruppen in Leipzig und Tübingen konnten in enger Zusammenarbeit mit dem Zacharias-Institut für Wissenschaft, Kultur und Glaube die traditionellen Hochschultage im Frühjahr erstmals digital durchgeführt werden. Die Themenreihe fragwürdig.org erhielt als Christmas-Edition Anfang Dezember eine Neuauflage durch die "technikaktive" Stuttgarter SMD. Der einstündige YouTube-Livestream mit Vortrag zu Lebens- und Glaubensfragen und anschließender Live-Fragerunde mit dem Referenten wurde durch Diskussionen in Zoom-Räumen lokaler Gruppen in ganz Deutschland ergänzt. Aus den Rückmeldungen der Gruppen weiß Belflower, dass die soziale Distanz nicht nur Nachteile hat: "Es haben sich Personen einladen lassen, die zuvor nie bei einem Live-Vortrag dabei waren."

"Trotz Corona geht noch relativ viel", ist die Erfahrung von Jens Mößner. Doch Anne Belflower spricht wohl für alle, wenn sie sagt: "Wir freuen uns auf die Zeiten, in denen sich die Gruppen wieder in Präsenz treffen dürfen."