Stuttgart (epd). Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat die Bundesregierung ermahnt, schneller Flüchtlinge von der griechischen Insel Lesbos nach Deutschland zu bringen. Seit März habe der Bund die Aufnahme von 2.750 Menschen aus Griechenland zugesagt, davon sei aber noch nicht einmal die Hälfte angekommen, kritisierte Kretschmann am Mittwoch im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das kann so nicht weitergehen", sagte der Grünen-Politiker.
Kretschmann betonte, das neue provisorische Lager Kara Tepe auf Lesbos sei kein Deut besser als das niedergebrannte Lager Moria. Babys würden in nassen Zelten von Ratten gebissen. "Was muss noch passieren, bevor wir als Europäische Union unserer humanitären Verantwortung gegenüber den Bedürftigsten auf unserem Kontinent gerecht werden?", fragte er.
Baden-Württemberg ist seinen Worten zufolge bereit, Familien mit Kindern aufzunehmen. Der Winter beginne gerade erst, und es sei die humanitäre Verantwortung aller, den betroffenen Menschen zu helfen. Angesichts der katastrophalen Zustände auf Lesbos müssten die Aufnahmekontingente weiter aufgestockt werden, forderte Kretschmann.