Käßmann: Polizisten sind oft die Prügelknaben der Nation

Käßmann: Polizisten sind oft die Prügelknaben der Nation

Berlin (epd). Die Theologin Margot Käßmann beklagt, dass Polizisten oft als "Prügelknaben der Nation" herhalten müssten. Es sei erschreckend, dass einige Polizisten in Nordrhein-Westfalen rechtsextremes Gedankengut und Gewaltfantasien gegenüber Flüchtlingen ausgetauscht hätten, schreibt Käßmann in ihrer "Bild"-Kolumne (Sonntag, online). Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass die Polizei hierzulande noch mehr an Wertschätzung verliere. Daher sei es gut, wenn schnell aufgeklärt werde, "wo es Haltungen gibt, die mit der Verfassungstreue unvereinbar sind".

Früher seien Polizisten als "Freund und Helfer" respektiert worden. Heute würden sie von selbst ernannten "Autonomen" in Connewitz, ebenso angegriffen wie bei Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen von Verschwörungsgläubigen, schreibt die lutherische Theologin und frühere Ratsvorsitzende der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)und fragt: "Was geht in einem Polizisten vor, der mit Steinen beworfen wird, weil er das Recht durchsetzt? Was fühlt eine Polizistin, die bespuckt und als 'Systemhure' beschimpft wird, wenn sie für Ordnung sorgt?" Dies lasse sich nur aushalten, wenn man spüre und wisse: "Die anderen stehen hinter mir. Sie sind stolz darauf, dass ich mich hier für die Demokratie und unser Land einsetze!"

Diesen Rückhalt müssten Polizeikräfte auch hören und erfahren, fordert Käßmann. Rund 320.000 Polizistinnen und Polizisten stünden jeden Tag "für unsere Sicherheit" ein und setzten dabei auch ihr Leben aufs Spiel. Die Polizisten, die sie kenne, seien gerade keine "Law and Order"-Draufgänger, wie US-Präsident Donald Trump sie preise. In den USA und in vielen anderen Ländern hätten viele Angst vor der Polizei. "Das ist bei uns völlig anders. Es gibt Vertrauen in die Polizei", betont die Theologin: "Und das sollte so bleiben."

epd rks