Flüchtlinge auf Lesbos: Kindernothilfe appelliert an Bundeskanzlerin

Flüchtlinge auf Lesbos: Kindernothilfe appelliert an Bundeskanzlerin

Duisburg (epd). Die Duisburger Hilfsorganisation Kindernothilfe appelliert an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Situation von Flüchtlingsfamilien auf der griechischen Insel Lesbos zu verbessern. In einem am Mittwoch veröffentlichten Brief kritisierte das Hilfswerk die Situation der rund 7.200 Kinder und Erwachsenen im Übergangslager Kara Tepe. "Es ist beschämend zu sehen, dass Menschenrechte mitten in der EU so mit Füßen getreten werden", erklärte die Vorstandsvorsitzende Katrin Weidemann. Die Bundesregierung müsse in ihrer aktuellen Funktion als Inhaberin der EU-Ratspräsidentschaft Verantwortung übernehmen.

Im Übergangslager Kara Tepe müssen nach Worten der Kindernothilfe Tausende Kinder und Erwachsene unter menschenunwürdigen Bedingungen leben. Darunter befänden sich auch besonders gefährdete Menschen, die im Oktober aus dem Pikpa-Lager des Kindernothilfe-Partners Lesvos Solidarity gewaltsam umgesiedelt wurden. Das Camp in Mytilini auf der Ägäis-Insel war nach Angaben der Hilfsorganisation Lesvos Solidarity, die das Lager betreibt, durch Spezialkräfte der griechischen Polizei ohne Ankündigung geräumt worden. In dem selbstverwalteten Lager lebten seit 2012 besonders schutzbedürftige Flüchtlinge wie Schwangere, chronisch Kranke, Kinder und Familien. Sie seien in Busse gezwungen und in das alte Lager Kara Tepe gebracht worden. Auch dieses Lager solle bis Dezember geräumt werden, hieß es.

Ein Mitarbeiter von Lesvos Solidarity schildere, dass die Familien nun trotz des hereinbrechenden Winters weiter in Sommerzelten hausten, schreibt die Kindernothilfe in dem offenen Brief. Auch zwei Monate nach Eröffnung des neuen Lagers gebe es kaum sanitäre Einrichtungen mit fließendem Wasser. Die Menschen seien gezwungen, sich im unmittelbar angrenzenden Meer zu waschen. Selbst die Versorgung mit Essen sei völlig unzureichend, Babynahrung oder Hygieneartikel kaum zu bekommen. Hinzu komme ein coronabedingter Lockdown bis zum 7. Januar.