DGB fordert Lohnzuschüsse für haushaltsnahe Dienste

DGB fordert Lohnzuschüsse für haushaltsnahe Dienste
04.12.2020
epd
epd-Gespräch: Markus Janzer

Berlin (epd). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert finanzielle Zuschüsse des Staates für haushaltsnahe Dienstleistungen. Damit solle dieser Bereich aus der Schwarzarbeit geholt werden, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel dem Evangelischen Pressedienst (epd). Außerdem würde so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert. Nach den Vorstellungen Piels könnte der Lohnzuschuss für eine Arbeitsstunde, etwa für Putzarbeiten oder die Unterstützung pflegebedürftiger Menschen in ihren eigenen vier Wänden, bei 15 Euro liegen. Mit den geltenden Regelungen zur steuerlichen Absetzbarkeit von haushaltsnahen Dienstleistungen könnten sich Normalverdiener Haushaltshilfen dauerhaft nicht leisten.

"Bei den haushaltsnahen Dienstleistungen ist Schwarzarbeit die Regel, nicht die Ausnahme", sagte Piel. Die Beschäftigten leisteten diese Arbeit oft zu niedrigen Löhnen und schlechten Bedingungen und seien bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter nicht abgesichert. Die Gewerkschafterin mahnte bei der Bundesregierung an, der im Koalitionsvertrag erklärten Absicht, haushaltsnahe Dienstleistungen stärker zu fördern, nun auch Taten folgen zu lassen.

Die staatliche Förderung könnte nach der Prognose des DGB rund 1,45 Millionen legale und sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze schaffen. Außerdem könnten dadurch viele Frauen, insbesondere Mütter, ihre Erwerbsarbeit ausweiten. "Viele reduzieren ihre Arbeitszeit, weil sie in der Familie den Löwinnenanteil in Haushalt, Kindererziehung und Pflege schultern müssen", sagte Piel. In den Lohnzuschüssen sieht die Gewerkschafterin daher "eine pragmatische Lösung für den Fachkräftemangel und für das Problem Altersarmut, von dem Frauen besonders betroffen sind".

Der DGB sieht vor allem bei Haushalten mit Kindern und bei den Über-65-Jährigen Unterstützungsbedarf. Wenn jeder dieser insgesamt 28,8 Millionen Haushalte zwei Dienstleistungsstunden pro Woche in Anspruch nimmt, wären das laut Gewerkschaftsbund jährlich knapp drei Milliarden Dienstleistungsstunden. Eine Subventionierung jeder Arbeitsstunde brächte dem Staat jährliche Zusatzkosten in Milliardenhöhe. Dies sieht Piel jedoch gelassen, denn "den Kosten stehen Mehreinnahmen bei der Steuer und den Sozialversicherungen sowie weitere indirekte Einnahmen im Staatshaushalt gegenüber". Ein solcher Zuschuss sei also finanzierbar. "Das ist eine rundum sinnvolle Investition", ist Piel überzeugt.