Äthiopien lässt offenbar Hilfslieferungen für Tigray zu

Äthiopien lässt offenbar Hilfslieferungen für Tigray zu

Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Die äthiopische Regierung will offenbar Hilfslieferungen für die Konfliktregion Tigray zulassen. Außenminister Demeke Mekonnen sagte bei einem Treffen mit dem UN-Sondergesandten für das Horn von Afrika, Parfait Onanga-Anyanga, die Regierung werde die Arbeit von Hilfsorganisationen unterstützen, wie der regierungsnahe Sender Fana BC am Mittwoch berichtete. Die Regierung hat nach knapp einem Monat heftiger Kämpfe nach eigenen Angaben die Kontrolle über große Teile der Region im Norden des Landes übernommen.

Außenminister Mekonnen erklärte demnach, die Regierung habe begonnen, eine Übergangsverwaltung einzusetzen und selbst Hilfsgüter zu verteilen. Die Region Tigray war während der Kämpfe von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten. Unabhängige Berichte über die Lage gibt es bisher nicht. Hunderte Menschen sollen getötet worden sein. Mehr als 43.000 sind in den Sudan geflohen.

Die Führung der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) betonte unterdessen, die Kämpfe gingen weiter. Ein führendes Mitglied der TPLF hat sich Medienberichten zufolge der Armee gestellt. Die frühere Parlamentspräsidentin in Addis Abeba und Mitglied des TPLF-Zentralkomitees, Keria Ibrahim, befindet sich laut der staatlichen äthiopischen Nachrichtenagentur (ENA) in den Händen der äthiopischen Justiz.

Die Kämpfe zwischen der äthiopischen Armee und der TPLF hatten Anfang November begonnen. Hintergrund des Konflikts ist ein Kampf um Macht und Einfluss, nicht nur in der Region Tigray.

Obwohl die Tigray nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung des Vielvölkerstaates Äthiopien mit 115 Milionen Menschen stellen, hatte die TPLF lange Zeit eine entscheidende Stellung in der Staats- und Armeeführung inne. Die TPLF war maßgeblich am bewaffneten Kampf zum Sturz der Mengistu-Diktatur 1991 beteiligt gewesen.

Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed, der zur größten Volksgruppe der Oromo zählt, ist seit 2018 im Amt und leitete eine politische Öffnung ein. Für seinen Friedensschluss mit dem verfeindeten Nachbarland Eritrea erhielt er 2019 den Friedensnobelpreis.