Besuchsverbote: Neher wirbt um Verständnis für Pflegeheime

Besuchsverbote: Neher wirbt um Verständnis für Pflegeheime
01.12.2020
epd
epd-Gespräch: Markus Jantzer

Berlin (epd). Caritas-Präsident Peter Neher wirbt um mehr Verständnis für Besuchsregelungen in Pflegeheimen. "Die Einrichtungen allein können mit ihren Besucherkonzepten, so genau ausgearbeitet und gut diese sind, die angestrebte Balance zwischen Schutzmaßnahmen und sozialer Teilhabe nicht gewährleisten", sagte Neher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern und ihren Angehörigen solidarisch mitgetragen werden müsse.

"Wir müssen Verständnis für die Notwendigkeit eines Besuchsmanagements in den Einrichtungen schaffen und für die Zwänge, in denen diese sich befinden", betonte der Präsident des katholischen Wohlfahrtsverbandes. In den bundesweit 1.800 stationären Pflegeeinrichtungen der Caritas werden etwa zwölf Prozent der Heimbewohner versorgt.

Neher äußerte sich zu dem Vorwurf, Heime verletzten die Grundrechte ihrer Bewohner, wenn sie in der Corona-Pandemie Ausgangssperren verhängen oder keine Besucher mehr zulassen. Er verwies darauf, dass die Einrichtungen in einem Spannungsfeld stünden: Einerseits müssten sie die betreuten Menschen schützen und andererseits müssten sie die Selbstbestimmung und Autonomie jedes Einzelnen bewahren. Angesichts des sich dynamisch entwickelnden Infektionsgeschehens sei täglich abzuwägen, wie Selbstbestimmung, Teilhabe und das Bedürfnis nach Nähe und Kontakt bei größtmöglichem Schutz sichergestellt werden können. "Hierfür gibt es kein allgemeingültiges Patentrezept", sagte Neher.

Die Corona-Schnelltests seien zwar eine hilfreiche Unterstützung. Um Besucher zu testen, bräuchten die Einrichtungen aber Fachkräfte, die ohnehin knapp seien. "Die Pflege, Betreuung und Versorgung von Bewohnerinnen und Bewohner hat immer Priorität", sagte Neher. Regelmäßige Tests seien daher nicht immer und überall umsetzbar. "Wir würden uns wünschen, dass das in der Öffentlichkeit deutlicher transportiert wird."

Kritik übte der Präsident daran, dass für die Einrichtungen der Behindertenarbeit wie Wohngruppen und Werkstätten in den meisten Bundesländern klare Regelung für Tests fehlen. Es sei unklar, wer für die Kosten aufkommt und welche Berufsgruppen Tests vornehmen dürfen. "Und gleichzeitig diskutieren wir über Tests an Flughäfen. Das ist nur schwer zu vermitteln", beklagte der Chef der Caritas.