"Corona-Pandemie" ist das Wort des Jahres

"Corona-Pandemie" ist das Wort des Jahres
Noch nie fiel der Jury die Wahl des Jahresworts so leicht wie 2020. Die Infektionen mit dem Coronavirus waren und sind das alles dominierende gesellschaftliche Thema. Und auch die Sprache beherrscht es wie kein anderes.

Wiesbaden (epd). "Corona-Pandemie" ist das Wort des Jahres 2020. Diese Entscheidung der Jury gab die Gesellschaft für deutsche Sprache am Montag in Wiesbaden bekannt. Auf den zweiten Platz kam demnach "Lockdown", gefolgt von "Verschwörungserzählung". Allein acht der zehn erstplatzierten Wörter haben etwas mit dem Coronavirus zu tun. Der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache, Peter Schlobinski, sagte, so sehr habe bisher noch nie ein Thema die Suche nach den Wörtern des Jahres dominiert. Die Jury habe sogar zwischenzeitlich erwogen, alle zehn Begriffe einfach nur "Corona" zu nennen.

Lediglich auf dem vierten Platz mit "Black Lives Matter" sowie auf Rang neun mit "Gendersternchen" schafften es zwei Wörter, die nichts mit der Pandemie zu tun haben. An fünfter Stelle steht die Abkürzung "AHA" für die Pandemie-Regeln Abstand, Hygiene, Alltagsmaske. Es folgen "systemrelevant" auf Platz sechs, "Triage" auf dem siebten, "Geisterspiele" auf dem achten sowie "Bleiben Sie gesund!" auf dem zehnten Rang.

Die Wahl der Zusammensetzung "Corona-Pandemie" durch die Mehrheit der Jury begründete der in Hannover lehrende Sprachwissenschaftler Schlobinski damit, dass "Pan" für alle und "demie" für Völker stehe und alle Völker von dem Virus und seinen gravierenden Auswirkungen betroffen sind. Nicht zufällig sei die Atemwegserkrankung mit inzwischen weltweit fast 1,5 Millionen Toten schnell von der Epidemie zur Pandemie hochgestuft worden.

Das Wort des Jahres stehe aber insgesamt für das beherrschende Thema nahezu des gesamten Jahres 2020 und umfasse auch das neuartige Virus SARS-CoV-2 und die Krankheit Covid-19. Zum einen erfülle es klar das ausschlaggebende Kriterium der gesellschaftlichen Relevanz. "Wirtschaft und Kultur und auch das private Leben wurden und werden durch Corona tiefgreifend beeinträchtigt", schrieb die Gesellschaft für deutsche Sprache zur Begründung. Schlobinski erklärte, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und viele Fachleute seien sich darüber einig, dass die Corona-Pandemie die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg sei. Zudem stehe das Wort des Jahres 2020 auch für eine Vielzahl neuer Wortbildungen wie Corona-Krise, -zahlen, -jahr, -hotspot, -Warn-App oder coronabedingt und coronageplagt.

Bei dem zweitplatzierten Begriff "Lockdown" entschieden sich die Juroren für das im Sprachgebrauch am häufigsten verwendete Wort für die politisch beschlossenen Maßnahmen zur Beschränkung sozialer Kontakte. Der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache räumte ein, dass "Lockdown" für die in Deutschland getroffenen Maßnahmen nicht korrekt sei, weil es eigentlich die komplette Schließung und Ausgangssperren bedeute. Es stehe aber auch für das korrektere, aber seltener gebrauchte Wort "Shutdown".

Bei "Verschwörungserzählung" auf Platz drei habe dagegen den Ausschlag gegeben, dass es zutreffender sei als das häufiger gebrauchte "Verschwörungstheorie". Denn eine Theorie basiere laut Wörterbuch auf einem System wissenschaftlich begründeter Aussagen. Mit der Entscheidung für "Verschwörungserzählung" reagierte die Jury nach eigenen Angaben nicht nur auf die Propaganda von Corona-Leugnern, sondern auch auf die Behauptung des noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump, er sei Opfer eines großangelegten Wahlbetrugs geworden sowie auf Verschwörungsideologien der "Quanon"-Bewegung oder rechtspopulistische Überfremdungsfantasien.

Im vorigen Jahr war "Respektrente" zum Wort des Jahres bestimmt worden. Die "Wörter des Jahres" wurden erstmals 1971 und werden seit 1977 regelmäßig bekanntgegeben. Mit ihnen werden Begriffe und Wendungen gekürt, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben.