Corona-Maßnahmen werden verlängert und verschärft

Corona-Maßnahmen werden verlängert und verschärft
Kanzlerin Merkel und Ministerpräsidenten bitten um Geduld
Die Corona-Beschränkungen werden verlängert und verschärft. Bund und Länder reicht das nur gebremste Infektionsgeschehen nicht aus. Vor allem beunruhigt sie aber die Lage auf den Intensivstationen. Mindestens bis Weihnachten fordern sie Disziplin.

Berlin (epd). Wegen noch immer leicht steigender Corona-Infektionszahlen wollen Bund und Länder die Beschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens verlängern und nochmals verschärfen. Nach mehr als siebenstündigen Beratungen teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am späten Mittwochabend mit, dass die derzeitigen Einschränkungen mindestens bis zum 20. Dezember gelten werden. Treffen im privaten Bereich sollen auf fünf Personen aus maximal zwei Haushalten begrenzt werden. Derzeit gilt als Obergrenze zehn Personen. An Weihnachten soll es Lockerungen geben, große Gottesdienste wollen die Regierungschefs und -chefinnen aber nicht.

Bund und Länder wollen das Gespräch mit den Religionsgemeinschaften suchen, um Vereinbarungen dazu zu treffen, wie Merkel in Berlin sagte. Weil Weihnachten nicht nur für Christen, sondern viele Familien eine große Bedeutung habe, sollen sich an den Feiertagen bis zu zehn Personen treffen können. Kinder unter 14 Jahren werden bei den Kontaktbeschränkungen jeweils nicht mitgezählt. Die Kanzlerin versicherte zugleich, dass darauf geachtet werden solle, dass Weihnachten in Seniorenheimen "kein Fest in Einsamkeit" sein werde. Es solle auch dort Besuchsmöglichkeiten geben.

Insgesamt bat Merkel aber um weitere Vorsicht angesichts der Infektionslage. "Wir brauchen noch einmal eine harte Kraftanstrengung. Geduld, Solidarität, Disziplin werden noch einmal auf eine harte Probe gestellt", sagte sie.

Die seit November geltenden Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens hatten zwar den drastischen Anstieg der Infektionen gebremst, aber bislang noch nicht zu einer Reduzierung der Ansteckungen geführt. In der Nacht zum Mittwoch meldete das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin 18.633 neue Infektionen mit dem Coronavirus binnen 24 Stunden. Das waren 1.072 mehr als am Mittwoch vor einer Woche. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus innerhalb eines Tages erreichte einen neuen Höchststand von 410. 3.781 Covid-19-Patienten wurden intensivmedizinisch versorgt.

Diese Zahlen alarmieren auch die Regierungschefs der Länder. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte, inzwischen werde ein Viertel der Intensivbetten in Berliner Kliniken für Covid-Patienten genutzt. Nahezu alle würden beatmet. "Man kann dem nicht gleichgültig begegnen", sagte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rechnete vor, dass es bis Weihnachten 6.000 Tote im Zusammenhang mit dem Coronavirus geben würde, bliebe es beim derzeitigen Stand der Sterbefälle. Das seien Menschen, die vielleicht lange hätten leben können, sagte er. Er appellierte, "an Weihnachten auch mal den Wert von Familie zu schätzen" und keine großen Treffen zu veranstalten. Auch er mahnte Geduld noch für längere Zeit an, selbst wenn bald Impfungen starten würden. "Der Impfstoff hilft, er ist aber kein Zaubertrank", sagte er.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagt am Mittwochabend in Düsseldorf, die Verschärfungen seien "keinem leicht gefallen". Er wisse, "was das für jeden Einzelnen bedeutet".

Bund und Länder haben auch ihre Hotspotstrategie nochmals präzisiert, die sich grundsätzlich am Wert von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen orientiert. So sollen Bundesländer mit niedrigem Infektionsgeschehen Beschränkungen lockern können. Ebenso soll es aber bei einer besonders hohen Inzidenz ab 200 weitere Verschärfungen geben. Dies betrifft Merkel zufolge derzeit Berlin und 62 Landkreise in Deutschland.

epd co/mey kfr