Weihnachten in Corona-Zeiten: Ruf nach besonderer Vorsicht und Tests

Weihnachten in Corona-Zeiten: Ruf nach besonderer Vorsicht und Tests
Wie kann das Weihnachtsfest unter Corona-Bedingungen gelingen? Politiker und Wissenschaftler wollen Familienbesuche ermöglichen, aber dem Virus keine Chance geben. Schnelltests für daheim und besondere Vorsicht vor dem Fest zählen zu den Forderungen.

Frankfurt a.M. (epd). Der Virologe Alexander Kekulé hat auch mit Blick auf das Weihnachtsfest die schnellstmögliche Zulassung von Corona-Antigentests für die private Nutzung gefordert. Die Schnelltests für jedermann könnten viel Freiheit und Sicherheit bringen, sagte Kekulé der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Apotheken sollten Schnelltests rezeptfrei verkaufen dürfen, wenn sichergestellt ist, dass ausreichend Tests für Pflegeheime verfügbar sind, die diese Tests für Besucher brauchen." Er werde das Instrument in seiner Familie für ein unbekümmertes Weihnachtsfest einsetzen. Auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) setzt darauf, das Weihnachten im Familienkreis gefeiert werden kann.

"Es ist für mich nicht vorstellbar, dass die Großeltern an Weihnachten nicht mitfeiern", sagte Braun dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Samstag). Die Bürger sollten vorher besonders vorsichtig sein und ihre Kontakte reduzieren. Das sei wichtiger als die Anzahl der Menschen, die zusammenkommen.

Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) forderte die Politik auf, Pläne für Weihnachten in der Pandemie zu entwickeln. Es gehe um Kompromisse zwischen Hygienevorschriften und erwünschter Nähe, sagte Beckstein, der viele Jahre Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war, dem "Spiegel". "Ein kompletter Verzicht ist keine Option", sagte er. Der Schutz der Familie und die menschliche Nähe insgesamt seien überragend wichtig.

Kekulé betonte, es sei entscheidend, "dass an Weihnachten und Silvester Vernunft herrscht und katastrophale Massenausbrüche verhindert werden". Er und seine Familie würden sich eine Woche vor Weihnachten in eine freiwillige Quarantäne begeben "und uns vor dem Fest selbst durchtesten". Ein negatives Ergebnis gibt für 24 Stunden eine hohe Sicherheit", betonte der Virologe und Mikrobiologe. Auch für kleinere Veranstaltungen müssten die Schnelltest so schnell wie möglich zugelassen werden. "Mit Antigentests für jedermann kann man sehr, sehr viele Situationen retten und viel mehr Normalität schaffen."

Warnungen, bei Rachenabstrichen von Laien würden Tausende von Infizierten womöglich unentdeckt bleiben, bezeichnete Kekulé wörtlich als "Quatsch". Ein Abstrich sei so einfach wie Zähneputzen. Wer sich den Selbsttest nicht zutraue, sollte sich in jeder Apotheke schnelltesten lassen können, sagte der Professor der Universität Halle-Wittenberg.

Die rasanten Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung seien das ersehnte Licht am Ende des Tunnels, sagte der Forscher, dessen Buch "Corona-Kompass" am Montag erscheint. Allerdings würden frühestens im Juni breite Bevölkerungsteile geimpft sein. "Aber das muss uns Ansporn sein, Infektionen bis dahin umso entschlossener zu verhindern und nicht lockerzulassen. Es ist wie im Krieg: Am letzten Tag vor Kriegsende erschossen zu werden ist das Tragischste und Überflüssigste, was einem passieren kann."

Am kommenden Mittwoch berät Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erneut mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Bundesländer über das weitere Vorgehen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. In der vergangenen Woche hatten sie dabei eine Strategie für den gesamten Winter, also auch über Weihnachten, in Aussicht gestellt.