Bistum Aachen: Gutachten zu sexuellem Missbrauch wird vorgestellt

Bistum Aachen: Gutachten zu sexuellem Missbrauch wird vorgestellt

Aachen, München (epd). Das Bistum Aachen lädt für Donnerstag zur Vorstellung des unabhängigen Gutachtens zu sexualisierter Gewalt ein. Das Gutachten der Münchener Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl, das Missbrauch an Kindern und Schutzbefohlenen durch Priester und in der Diakonie in den Blick nimmt, werde dann veröffentlicht und in einer Online-Konferenz vorgestellt, erklärte das Bistum am Montag.

Das Gutachten gehe "primär um Verantwortung - und um alle damit im Zusammenhang stehenden Hinweise, die uns helfen, sexualisierter Gewalt in unserem Bistum energisch einen Riegel vorzuschieben", sagte Bischof Helmut Dieser. Die Gutachter untersuchten dem Bistum zufolge das Handeln von Verantwortungsträgern von 1965 bis 2019. Dazu zählten Bischöfe, Weihbischöfe, Generalvikare, Personalverantwortliche und weitere verantwortliche Personen in Diensten des Bistums Aachen.

Bei der Online-Pressekonferenz werden dem Bistum zufolge die Juristen Ulrich Wastl und Martin Pusch ihr Gutachten an Bischof Dieser und Generalvikar Andreas Frick übergeben und ihre Ergebnisse präsentieren. Weder Bischof Dieser noch seinem Generalvikar seien die Informationen darin bekannt, erklärte die Kanzlei Ende Oktober. Beide Bistumsvertreter würden die Ergebnisse zeitgleich mit deren Veröffentlichung im Rahmen der Pressekonferenz erfahren. Das Bistum Aachen hatte sich 2019 im Anschluss an die sogenannte MHG-Studie der Deutschen Bischofskonferenz zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche dafür entschieden, die Kanzlei mit einer externen und unabhängigen Aufarbeitung zu beauftragen.

Die Münchner Kanzlei war Ende 2018 auch mit einer ähnlichen Untersuchung im Erzbistum Köln beauftragt worden. Die Untersuchung sollte wie in Aachen auch für das Erzbistum Köln mögliche Fehler und Versäumnisse von Verantwortlichen benennen und organisatorische, strukturelle oder systemische Defizite aufdecken und Handlungsempfehlungen für den weiteren Umgang mit Fällen von sexualisierter Gewalt aufzeigen.

Der Kölner Abschlussbericht sollte ursprünglich im März veröffentlicht werden, wurde aber dem Erzbistum zufolge wegen einer abschließenden Klärung rechtlicher Fragen erst verschoben und dann abgesagt. Vor gut einer Woche teilte das Erzbistum mit, dass die unabhängige Untersuchung von einem anderen Gutachter neu aufgerollt und die erste Untersuchung nicht veröffentlicht werde.