EU-Parlaments-Vize Beer: Menschenhandel ist moderne Sklaverei

EU-Parlaments-Vize Beer: Menschenhandel ist moderne Sklaverei
Bundestagsabgeordnete sprechen sich für Verbot von Prostitution aus
Um Menschenhandel zu bekämpfen, fordern einige Politiker per Videobotschaft Gesetze gegen Geldwäsche und ein Gesetz zum Verbot von Prostitution.

Schwäbisch Gmünd/Berlin (epd). Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Nicola Beer (FDP), hat Menschenhandel als ein "globales Verbrechen" und "moderne Sklaverei" bezeichnet. Oft fehle den Opfern der unbürokratische Zugang zur Justiz, sei es durch Unkenntnis, Angst vor den Peinigern oder Furcht vor Abschiebung, sagte sie in ihrem am Montag veröffentlichten Statement anlässlich eines geplanten Kongresses in Schwäbisch Gmünd. Die Zahl der Angeklagten bleibe deshalb erschreckend niedrig, so dass Täter oft davonkämen.

Wer gegen Menschenhandel kämpfe, müsse auch die Finanzströme dahinter im Blick haben, um verbrecherische Netzwerke offenlegen. Solange internationale Verbrecher unbehelligt Geld waschen könnten, um es dann zurück ins reguläre Finanzsystem zu schleusen, gehe der Kampf gegen Menschenhandel ins Leere. Deshalb müsse sich Europa aktiv für einen starken Opferschutz und effektive Gesetze gegen Geldwäsche einsetzen, sagte die Vizepräsidentin.

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, sagte in seiner Botschaft, die Kirche dürfe die Ausbeutung von Menschen nicht hinnehmen. Die Achtung der Menschenwürde werde durch Versklavung und Ausbeutung zutiefst beschädigt.

Bundestagsgeordnete aus unterschiedlichen Fraktionen sprachen sich zudem in ihren Statements für ein Verbot der Prostitution aus: Die SPD-Politikerin Leni Breymaier sagte, von Prostitution profitierten in aller Regel ganz viele - nur nicht die Frauen selbst, die unter erbärmlichen, menschenunwürdigen Bedingungen in den Bordellen, Terminwohnungen oder am Straßenstrich dahinvegetierten. Dies sei einem Land wie Deutschland unwürdig, sagte die Berichterstatterin ihrer Fraktion für Zwangsprostitution. Sie wünsche sich in Deutschland die Einführung des Nordischen Modells, das ein Sexkaufverbot vorsehe, das Freier bestrafe, aber gleichzeitig Frauen entstigmatisiere und ihnen Ausstiegshilfen anbiete.

Laut Beate Müller-Gemmeke (Grüne) verhindere legale Prostitution die Gleichstellung der Geschlechter. Frauen würden in der Prostitution zu einer käuflichen Ware gemacht, die sich den Bedürfnissen der Männer unterzuordnen hat, und genau dieses Bild werde in die Gesellschaft transportiert. Prostitution sei auch keine Arbeit oder Dienstleistung, sondern Gewalt gegen Frauen, diese zerstöre.

Der CDU-Politiker Frank Heinrich sagte in seinem Statement, Deutschland sei das Bordell Europas, es müsse klarer werden, welche Problematik von Deutschland ausgehe. Für Prostituierte brauche es Ausstiegshilfen, niederschwellige aufsuchende Arbeit und ein Sexkaufverbot, so der Vorsitzende des Vereins "Gemeinsam gegen Menschenhandel".

Thomas Schirrmacher, Generalsekretär der weltweiten evangelischen Allianz, sagte, es gebe weltweit kein anderes Verbrechen, das so wenig verfolgt, gesetzlich so nebensächlich behandelt und so wenig von Gerichten bestraft werde wie Menschenhandel. Deutschland besitze wie viele Länder der Erde harte Strafen gegen Vergewaltigung, Folter, Entführung und Freiheitsberaubung. Zwangsprostituierte würden gefoltert, ihrer Freiheit beraubt und ein Dutzend Mal am Tag vergewaltigt. Und doch sei es für die meisten Menschen in unserem Land kein Thema. Auch den Freiern müsste klar sein, dass sie sich mit großer statistischer Wahrscheinlichkeit an diesen Delikten beteiligen.

Die Videobotschaften entstanden anlässlich des Kongresses "Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung", der vom 8. bis 11. November 2020 im Christlichen Gästezentrum Schönblick in Schwäbisch Gmünd geplant war und nun auf den 29. Mai bis 1. Juni 2022 verschoben wurde. Sie sind seit 9. November online.

Veranstalter des Kongresses sind unter anderem "Gemeinsam gegen Menschenhandel", die Deutsche Evangelische Allianz, die "International Justice Mission", Aktion Hoffnungsland und die Mission Freedom