Erstmals rückt eine Frau an die Spitze der WTO

Erstmals rückt eine Frau an die Spitze der WTO

Genf (epd). Erstmals rückt eine Frau an die Spitze der krisengeschüttelten Welthandelsorganisation (WTO). Die frühere Finanzministerin Nigerias, Ngozi Okonjo-Iweala (66), und die Handelsministerin Südkoreas, Yoo Myung-hee (53), bleiben als letzte von ursprünglich acht Kandidatinnen und Kandidaten im Rennen um das Amt der Generalsekretärin, teilte die WTO am Donnerstag in Genf mit.

Bis Ende Oktober sollen sich die 164 Mitglieder der 1995 gegründeten WTO in einer dritten und letzten Wahlrunde entscheiden, wem sie für die nächsten vier Jahre den Posten anvertrauen wollen. Dabei könnte es zu einer Kampfabstimmung kommen. Ngozi Okonjo-Iweala will sich als WTO-Chefin für Entwicklungsländer einsetzen, Yoo Myung-hee strebt Reformen der WTO an.

Die Auswahl leitet der Botschafter Neuseelands und Vorsitzende des Allgemeinen Rates der WTO, David Walker. Er hatte mit den WTO-Mitgliedern über die Nachfolge des Ende August frühzeitig ausgeschiedenen früheren WTO-Generaldirektors Roberto Azevêdo beraten. Jedes Mitglied konnte in der zweiten Runde aus den verbliebenen fünf Kandidaten zwei Favoriten nennen. Die Staaten der EU hatten sich für die Bewerberinnen aus Nigeria und Südkorea starkgemacht. Aus den Gesprächen ermittelte Walker die zwei Frauen für die Endauswahl.

Nach der zweiten Runde sind damit die frühere Außenministerin Kenias, Amina C. Mohamed, der frühere Handelsminister Großbritanniens, Liam Fox, sowie der Berater des Königshofs von Saudi-Arabien, Mohammad Maziad Al-Tuwaijri, ausgeschieden. Nach der ersten Runde mussten bereits Jesus Seade Kuri aus Mexiko, Tudor Ulianovschi aus Moldawien und der Ägypter Abdel-Hamid Mamdouh ihre Kandidaturen zurückziehen.

Die nächste Generaldirektorin übernimmt ihre Aufgabe in schwierigen Zeiten. Die WTO, die einen regelgebundenen und möglichst freien weltweiten Warenaustausch garantieren soll, sieht sich mit einer weltweiten Welle des Protektionismus konfrontiert. Vor allem belasten die Handelskonflikte der beiden größten Wirtschaftsnationen USA und China, die teilweise in der WTO ausgetragen werden, das internationale Geschäftsklima. Zudem haben Betriebsschließungen und Grenzsperren im Zuge der Corona-Pandemie zu einem starken Einbruch des Welthandels geführt.