Sorgen um Verbraucherschutz in der Corona-Krise

Sorgen um Verbraucherschutz in der Corona-Krise
Fast die Hälfte der Bürger sieht Verbraucherschutz im Internet kritisch
Die Corona-Krise ist auch für den Verbraucherschutz eine Zeit der Herausforderungen. Besonders in den Blick gerät dabei der Bereich "Internet und Digitalisierung", wie der neue Verbraucherreport 2020 zeigt.

Berlin (epd). In der Corona-Krise sorgen sich viele Bürger auch um den Verbraucherschutz. Jeder fünfte Verbraucher (21 Prozent) sehe seine Interessen "eher nicht gut" oder "gar nicht" geschützt, wie aus dem am Donnerstag in Berlin vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) vorgestellten Verbraucherreport 2020 hervorgeht. Besonders kritisch werde der Bereich "Internet und Digitalisierung" gesehen, hieß es.

"Die Pandemie bringt neue Herausforderungen für die Gesellschaft wie Kurzarbeit, den Umgang mit ausgefallenen Veranstaltungen und stornierten Reisen und neue Anforderungen an Digitalisierung", betonte vzbv-Vorstand Klaus Müller. Für den Verbraucherreport werden den Angaben zufolge jedes Jahr 1.500 Verbraucherinnen und Verbraucher befragt.

Angesichts von Homeoffice oder Homeschooling in der Corona-Krise nahm der Verband besonders den Bereich "Internet und Digitalisierung" in den Blick. Demnach empfinden 47 Prozent der Befragten ihre Interessen hier als unzureichend geschützt. Die meisten Beschwerden habe es beim Online-Shopping (19 Prozent), Mobilfunk (18 Prozent) und bei Angeboten von Komplettpaketen unter anderem mit Telefon, Mobilfunk und Internet (14 Prozent) gegeben.

Zudem hatte jeder vierte Befragte (26 Prozent) den Angaben zufolge in den vergangenen zwölf Monaten Probleme mit Verträgen. Als Hauptproblem sei die Differenz zwischen vereinbarter und tatsächlich erhaltener Leistung, also zum Beispiel der Internet-Bandbreite, genannt worden, hieß es. Danach folgten Probleme beim Kundenservice sowie Beschwerden über einen komplizierten oder intransparenten Kündigungsprozess.

Müller verwies darauf, dass laut dem neuen Verbraucherreport eine deutliche Mehrheit von 71 Prozent der Befragten "kein oder nur wenig Vertrauen in die Politik beim Thema Verbraucherschutz" habe. Zugleich sähen jedoch 84 Prozent der Befragten die Politik in der Verantwortung, die Interessen der Verbraucher zu schützen.

"Die Politik sollte daher die Krise als Chance nutzen, um die Interessen der Verbraucher wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken", forderte Müller. Nur mit starkem Vertrauen in Wirtschaft und Politik sei die Krise zu bewältigen. Ohne Vertrauen bleibe der gewünschte Konjunkturimpuls aus. "Wirtschaft und Verbraucher dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden", sagte der vzbv-Vorstand weiter.

Wie aus dem neuen Verbraucherreport weiter hervorgeht, zeigten die Befragten eine hohe Bereitschaft, für den Klimaschutz mehr nachhaltig produzierte Produkte zu kaufen (85 Prozent) und den Konsum tierischer Produkte einzuschränken (73 Prozent).

Über die Hälfte der Befragten sei zudem bereit, häufiger den öffentlichen Nahverkehr zu benutzen (57 Prozent), weniger zu fliegen (54 Prozent) und mehr Geld für Flugtickets auszugeben (51 Prozent), hieß es weiter. Gut zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten würden demnach die Bahn öfter nutzen, wenn diese häufiger und zuverlässiger fahren würde.

Beim Thema Elektromobilität habe mit 46 Prozent etwas weniger als die Hälfte angegeben, bereit für den Umstieg auf ein E-Auto zu sein. Hier müsse die Politik nachbessern, wenn E-Mobilität attraktiver werden und zur Erreichung der Klimaschutzziele beitragen soll, erklärte der vzbv.