Dorothee Wüst wird neue pfälzische Kirchenpräsidentin

Wüst mit Blumen in der Hand
epd/Klaus Landry
Dorothee Wüst hat sich im dritten Wahlgang gegen ihre Mitbewerber:innen durchgesetzt. Sie folgt auf Kirchenpräsident Christian Schad.
Dorothee Wüst wird neue pfälzische Kirchenpräsidentin
In den kommenden sieben Jahren repräsentiert erstmals eine Kirchenpräsidentin die pfälzische Landeskirche. Oberkirchenrätin Dorothee Wüst wurde bei einer Sondersynode als Nachfolgerin von Kirchenpräsident Christian Schad gewählt.

Die Evangelische Kirche der Pfalz bekommt erstmals eine Kirchenpräsidentin: Oberkirchenrätin Dorothee Wüst (55) aus Kaiserslautern wurde am Samstagabend im dritten Wahlgang mit 36 von 68 Stimmen bei einer Sondersynode in der Speyerer Stadthalle von der pfälzischen Landessynode als Nachfolgerin von Kirchenpräsident Christian Schad gewählt. 

Die Bildungsdezernentin setzte sich gegen ihre beiden Mitbewerber, Oberkirchenrätin Marianne Wagner (58) und den pfälzischen Diakoniepfarrer Albrecht Bähr (59), durch. Bähr schied bereits nach dem zweiten Wahlgang aus. Die Wahl war notwendig geworden, weil Kirchenpräsident Schad, der auch der Union Evangelischer Kirchen (UEK) vorsteht, Ende Februar 2021 in den Ruhestand geht. Wüst wird die Landeskirche in den kommenden sieben Jahren repräsentieren. Die Evangelische Kirche der Pfalz hat knapp 500.000 Mitglieder in mehr als 400 Kirchengemeinden in 15 Kirchenbezirken.

Kraft für Veränderungen erforderlich

Mit Dorothee Wüst entschieden sich die Synodalen für eine Praktikerin mit Leitungserfahrung in der Gemeindearbeit, die den Menschen auf Augenhöhe begegnen möchte. Wüst war Pfarrerin in Kaiserslautern und in Weilerbach sowie ab 2012 Dekanin in Kaiserslautern, bevor sie 2018 zur Oberkirchenrätin gewählt wurde. Angesichts großer Herausforderungen für die Kirche, vor allem schwindender Mitgliedszahlen und des wachsenden Spardrucks, soll die neue Kirchenpräsidentin einen möglichst breiten Konsens in der Landeskirche organisieren.

Die Kirche brauche in ihrer Krise dringend Visionen und Kraft für Veränderungen für eine gute Zukunft, ermunterte Wüst in ihrer Vorstellungsrede vor der Synode. Nur mit Begeisterung und Gottvertrauen könne die Kirche einen Wandel gestalten und ihren Platz in der Gesellschaft bewahren. Als Kirchenpräsidentin setze sie auf einen kooperativen Führungsstil, der alle Menschen mitnehme, kündigte Wüst an. 

Die Kirche müsse theologisch fundierte Positionen haben, die sie in die Gesellschaft hineintrage, sagte Wüst. Im ökumenischen Miteinander mit anderen christlichen Kirchen gelte es, "weiter Grenzen zu verschieben, aber auch Unterschiede auszuhalten". Die Digitalisierung sieht Wüst als eine Chance, die Stimme der Kirche besser in die Öffentlichkeit zu tragen. 

Zwei Frauen gewählt

Zudem wählte die Synode Bettina Wilhelm aus Kaiserslautern als neue juristische Oberkirchenrätin. Mit 48 von 67 Stimmen setzte sich die 53-jährige Juristin im ersten Wahlgang gegen ihre drei Mitbewerberinnen und Mitbewerber durch. Wilhelm ist juristische Referentin für drei Dezernate der Landeskirche in Speyer. Sie tritt die Nachfolge von Oberkirchenrat Dieter Lutz an, der zum Jahresende in den Ruhestand geht. Wilhelm, die in Dortmund aufwuchs und ein Kind hat, ist seit 1995 in der pfälzischen Landeskirche tätig. 

Mit der Wahl von Dorothee Wüst als neue Kirchenpräsidentin sowie von Bettina Wilhelm als neue juristische Oberkirchenrätin steigt auch der Einfluss von Frauen in der Kirchenleitung in Speyer.