Über 130 Jahre Haft für Jesuitenmorde in El Salvador

Über 130 Jahre Haft für Jesuitenmorde in El Salvador

Frankfurt a.M., Madrid (epd). Über 30 Jahre nach dem Massaker an Jesuiten in El Salvador hat ein spanisches Gericht einen der Täter am Freitag zu einer Gefängnisstrafe von 133 Jahren und vier Monaten verurteilt. Das Madrider Gericht sah es als erwiesen an, dass der ehemalige salvadorianische General und Verteidigungsminister Inocente Orlando Montano Morales als "Autor für fünf Morddelikte mit terroristischem Charakter" verantwortlich war. Das Verfahren gegen den 70-jährigen Ex-Militär hatte bereits im Juni und Juli stattgefunden.

Am 16. November 1989 griff eine Todesschwadrone des Militärs die Zentralamerikanische Universität (UCA) in der Hauptstadt San Salvador an. Acht Menschen wurden getötet, darunter sechs Jesuitenpfarrer. Da fünf der Opfer spanischer Herkunft waren, konnte die spanische Justiz Anklage gegen die Täter erheben. Montano, der sich zunächst in den USA befand, wurde 2017 nach Spanien ausgeliefert.

Das Massaker sorgte weltweit für Aufsehen. Es war die Zeit des Bürgerkriegs, in der die rechte Militärjunta immer schärfer gegen mutmaßliche Sympathisanten der Guerillaorganisation FMLN vorging. Der Angriff richtete sich in erster Linie gegen den UCA-Rektor und Befreiungstheologen Ignacio Ellacuría, der als Sympathisant der FMLN galt und die Menschenrechtsverletzungen der Regierung scharf kritisierte.

Insgesamt kamen Schätzungen zufolge 70.000 Menschen im Bürgerkrieg in El Salvador (1980 - 1992)ums Leben. Vertreter der Militärjunta werden für schwere Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht. Ein Amnestiegesetz verhinderte lange Zeit die strafrechtliche Ahndung der Taten. Es wurde zwar mittlerweile für verfassungswidrige erklärt, dennoch blieben die Verbrechen weiterhin straflos.

Das Madrider Gericht hatte auch Anklage gegen einen weiteren hohen Armeeangehörigen erhoben. Wegen seiner Kooperation mit den Verfolgungsbehörden wurde er jedoch freigesprochen. Die spanische Justiz hat weitere mutmaßliche Täter wegen des Massakers in Abwesenheit verurteilt, allerdings weigert sich die salvadorianische Regierung, diese auszuliefern.