"Sea-Watch 4" darf in Palermo einlaufen

Jubel an Deck über Zusage für sicheren Hafen
©epd-bild/Thomas Lohnes
Jubel an Deck: Bootsmann Alessandro feiert mit Migranten, als die Crew verkündet, dass das Rettungsschiff "Sea-Watch 4" eine Zusage für einen sicheren Hafen in Palermo hat.
"Sea-Watch 4" darf in Palermo einlaufen
Das zivile Seenotrettungsschiff "Sea-Watch 4" erhält einen sicheren Hafen im sizilianischen Palermo. Ein Sea-Watch-Sprecher bestätigte dies am Dienstag dem epd. Die über 350 Geretteten an Bord sollen demnach am Mittwoch auf ein Quarantäneschiff im Hafen von Palermo umsteigen, auf dem sie zwei Wochen verbringen müssen.

Die "Sea-Watch 4" befindet sich schon auf dem Weg nach Sizilien, am Mittwoch soll sie den Angaben zufolge Palermo erreichen. Die italienischen Behörden haben Palermo als sicheren Hafen bestätigt.

Wegen starken Seegangs muss das Schiff mit geringer Geschwindigkeit fahren, damit die Menschen auf den Decks nicht gefährdet werden. Alle seien erleichtert, sagte die Sprecherin von "Ärzte ohne Grenzen", Hannah Wallace, an Bord der "Sea-Watch 4" dem epd. Die Crew sei am Rande ihrer Kräfte, sagte Chris Grodotzki von Sea-Watch an Bord der "Sea-Watch 4". Es sei ein "Unding", dass die "Sea-Watch 4" so lange auf die Zuweisung eines sicheren Hafens habe warten müssen. Nach internationalem Seerecht müsse ein sicherer Hafen unmittelbar nach der Rettungsaktion genannt werden.

© epd-Video: ekn/Lukas Schienke, Markus Grieger, Thomas Lohnes

Die EU-Kommission hat ein offizielles Gesuch aus Italien erhalten, die Verteilung der Geretteten in Europa zu koordinieren. "Kontakte mit Mitgliedstaaten laufen, und wir rufen Mitgliedstaaten auf, im Geist der Solidarität zu einer Lösung beizutragen", teilte die Behörde am Dienstag in Brüssel mit.

Bedford-Strohm: "Politik des Wehsehens" wird nicht länger hingenommen

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, erklärte, er sei den Rettern dankbar. Ohne ihren Einsatz wären die 353 Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit ertrunken, sagte er. "Es kann nicht sein, dass Europa wegsieht, wenn Menschen an den Grenzen Europas sterben." Die Bereitschaft vieler europäischer Städte und Kommunen, Gerettete aufzunehmen, zeige, dass die "Politik des Wegsehens" nicht länger hingenommen werde. Der bayerische Landesbischof ist Ehrenbürger der Stadt Palermo.

Vor elf Tage hatte die "Sea-Watch 4" die ersten Menschen aus Seenot im zentralen Mittelmeer gerettet. Am Wochenende war das Schiff der "Louise Michel" zur Hilfe gekommen, die manövrierunfähig vor der libyschen Küste trieb mit rund 200 Menschen an Bord. Die "Louise Michel" wird vom Street-Art-Künstler Banksy unterstützt.

Mitte August war die "Sea-Watch 4" zu ihrer ersten Mission ins zentrale Mittelmeer gestartet. Das Schiff wurde mit Hilfe des Bündnisses "United4Rescue" überwiegend aus kirchlichen Spenden finanziert. Das Bündnis wurde auf Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründet. Sea-Watch und "Ärzte ohne Grenzen" betreiben das Schiff im Auftrag des Bündnisses. Auch der Bürgermeister von Palermo Leoluca Orlando unterstützt das Bündnis. Er ist für sein Engagement in der Flüchtlingspolitik bekannt.