Greta Thunberg: "Klimakrise als Krise behandeln"

Greta Thunberg: "Klimakrise als Krise behandeln"
Auf den Tag vor zwei Jahren hat Greta Thunberg erstmals alleine für Klimaschutz gestreikt. Die schwedische Schülerin löste damit eine weltweite Bewegung aus. Am Donnerstag diskutierten sie und andere Aktivistinnen mit der Bundeskanzlerin.

Berlin (epd). Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und weitere prominente Mitstreiterinnen haben von der Bundesregierung größere Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel gefordert. Deutschland, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, müsse sich seiner Verantwortung stellen und "die Klimakrise als Krise behandeln", sagte Thunberg am Donnerstag in Berlin nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Politische Entscheider sollten "sich aus ihrer Komfortzone bewegen" und couragiert genug sein, langfristig und an künftige Generationen zu denken.

An dem rund 90-minütigen Gespräch im Kanzleramt nahmen auch die deutsche "Fridays for Future"-Vertreterin Luisa Neubauer sowie die Belgierinnen Anuna de Wever und Adélaïde Charlier teil. Nach Angaben der Bundesregierung wurde bei dem Treffen über die klimapolitischen Schwerpunkte während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft gesprochen.

Dazu zählten die angestrebte Klimaneutralität Europas bis 2050 und ein mögliches verschärftes Zwischenziel für die Treibhausgas-Emissionen bis 2030, hieß es in einer Erklärung der Bundesregierung. Auch über die Bedeutung der CO2-Bepreisung sowie über nationale Maßnahmen der Klimapolitik sei gesprochen worden. Beide Seiten seien sich einig, dass im Kampf gegen die Erderwärmung die Industriestaaten eine besondere Verantwortung haben. "Basis dafür ist die konsequente Umsetzung des Pariser Klimaabkommens", betonte die Bundesregierung.

Die deutsche Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer sagte nach dem Gespräch, es sei verständlich, dass Bundesregierung und Klimaaktivisten unterschiedliche Perspektiven haben: "Was wir fordern, ist nicht mehr oder weniger, als dass das Pariser Klimaabkommen in konkrete Politik übersetzt wird." Auch über das geplante EU-Mercosur-Abkommen mit südamerikanischen Ländern sei mit Merkel gesprochen worden, welches von "Fridays for Future" in seiner bisherigen Form abgelehnt wird.

Hintergrund des Treffens war nach Angaben der Klimaaktivistinnen ein Ende Juli von "Fridays for Future" veröffentlichter offener Brief an die internationalen Staats- und Regierungschefs. Unter dem Titel "Face the Climate Emergency" enthält er einen Sieben-Punkte-Forderungskatalog und wurde den Angaben zufolge bislang von rund 125.000 Menschen unterschrieben. Zu den Erstunterzeichnern zählen zahlreiche Prominente wie Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai, Musikerin Billie Eilish, Schauspieler Leonardo DiCaprio, Autorin Margaret Atwood und der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber.

"Fridays for Future" fordert in dem offenen Brief umgehend Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakrise. Nötig sei unter anderem der sofortige Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen. Zudem sollte der "Ökozid" als Verbrechen vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verfolgt werden können.

Vor zwei Jahren, am 20. August 2018, hatte Greta Thunberg vor dem schwedischen Parlament ihren "Schulstreik für Klima" begonnen. Sie löste damit eine weltweit Klimaschutzbewegung aus. In Berlin betonte die 17-Jährige: "Man muss nicht Premierminister, Kanzler oder Präsident sein." Jeder könne seine demokratische Verantwortung wahrnehmen und sich der Klimakrise stellen.