Illegale Abholzung des Amazonas um 34 Prozent angestiegen

Illegale Abholzung des Amazonas um 34 Prozent angestiegen
Menschenrechtler fordern besseren Schutz für Ureinwohner
Der Amazonaswald schrumpft weiter. Direkte Opfer sind die Ureinwohner der Region. Doch die Bundesregierung hat das internationale Abkommen zu ihrem Schutz nicht ratifiziert.

Berlin, São Paulo (epd). Die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwaldes ist weiter dramatisch angestiegen. In den vergangenen zwölf Monaten (August 2019 bis Juli 2020) wurden 34 Prozent mehr Fläche des Regenwaldes abgeholzt als im Vorjahreszeitraum, wie das brasilianische Weltrauminstitut Inpe am Donnerstag (Ortszeit) laut der Zeitung "Estado de São Paulo" bekanntgab. Nach den Satellitenaufnahmen wurden rund 9.170 Quadratkilometer Regenwaldfläche vernichtet.

Menschenrechtler forderten die Bundesregierung am Freitag auf, mehr für den Schutz der indigenen Völker in Brasilien zu tun. Die Ureinwohner litten am meisten unter der Waldzerstörung durch unkontrollierten Rohstoffabbau, Rodung und Landraub, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker. Mit einer Protestaktion vor dem Kanzleramt in Berlin verweisen sie auf den Tag der Indigenen Völker am Sonntag. Die Bundesregierung müsse die brasilianische Regierung dazu drängen, Umweltschutzstandards und die Rechte der Ureinwohner durchzusetzen. Zudem solle sie wie im Koalitionsvertrag vereinbart die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zum Schutz der Ureinwohner ratifizieren.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, das Amazonas-Gebiet weiter wirtschaftlich zu erschließen und keine neuen Schutzgebiete für Ureinwohner auszuweisen. Im Juni wüteten zudem laut Inpe die schwersten Waldbrände der vergangenen 13 Jahre im Amazonas-Regenwald.

Der brasilianische Vizepräsident Hamilton Mourão verwies unterdessen via Twitter auf die Erfolge der Operation "Grünes Brasilien", mit der Umweltkriminalität im Amazonas bekämpft werden soll. Seit Juni habe sich die Kurve der illegalen Abholzung abgeflacht. Umweltschützer sehen darin jedoch noch keine Trendwende. Die Situation sei weiter außer Kontrolle, beklagen sie. Neben der Brandrodung bedrohen illegale Eindringlinge, Goldsucher und Viehhalter die Schutzgebiete der Indigenen.

Mitte Juli hatte Präsident Bolsonaro per Dekret die Brandrodung im Amazonasgebiet und im Sumpfgebiet Pantanal für 120 Tage verboten. Mehrere Tausend Soldaten sollen die Einhaltung des Verbots überwachen. Das Dekret wurde vor allem als Signal ans Ausland gewertet. Denn aktuell kritisieren zahlreiche Wirtschaftsvertreter Bolsonaros Umweltpolitik und machen neue Investitionen von konkreten Schritten gegen die Zerstörung des Regenwaldes abhängig.

epd suk/lob kfr