Jüdische Organisationen verteidigen Felix Klein

Jüdische Organisationen verteidigen Felix Klein
Nach Kritik von Akademikern und Künstlern aus Deutschland und Israel an dem deutschen Antisemitismusbeauftragten wegen dessen Auslegung von Judenfeindschaft haben jüdische Organisationen und Vertreter der Zivilgesellschaft Felix Klein verteidigt.

Berlin (epd). Jüdische Organisationen und Vertreter aus Wissenschaft und Gesellschaft haben den deutschen Antisemitismusbeauftragten Felix Klein gegen Kritik verteidigt. In zwei am Freitag veröffentlichten Briefen werfen sie Kleins Kritikern vor, Antisemitismus und Israelfeindlichkeit hierzulande zu relativieren.

Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, schrieb an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Vorwürfe gegen Klein und ein relativierender Umgang mit dem wieder grassierenden Antisemitismus, die von mehr als 60 Wissenschaftlern, Schriftstellern und Künstlern geäußert worden seien, habe die jüdische Gemeinschaft verletzt. Wer solche am wirklichen Problem vorbeigehende Debatten initiiere, leiste Antisemiten einen Vorschub.

Goldschmidt erklärte, man könne mit der Politik Israels einverstanden oder nicht einverstanden sein. Er wünsche sich eine Debatte in Deutschland, die den Kern des hiesigen Antisemitismus bekämpfe.

In einem zweiten am Freitag veröffentlichen Offenen Brief heißt es, Klein werde "wiederholt in ungerechtfertigter, ehrabschneidender und inakzeptabler Weise angegriffen". Nur wenn Antisemitismus in all seinen Ausprägungen benannt werde, sei es möglich, diesen zumindest einzudämmen. Klein enge den Begriff nicht auf eine politische Richtung ein, sondern benutze ihn umfassend. Unterzeichner sind unter anderem die Amadeu Antonio Stiftung, die Deutsch-Israelische Gesellschaft und die Jüdische Studierendenunion Deutschland (JSUD). Zu den Einzelunterzeichnern gehören neben anderen die Publizistin Lea Rosh, der Gießener Politikwissenschaftler Samuel Salzborn, der Rapper Ben Salomo und der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland, Ali Toprak.

Bereits am Mittwoch hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland Klein gegen Kritik in Schutz genommen. Der Vorwurf, er unterdrücke Debatten oder wolle Kritiker der israelischen Regierung mundtot machen, sei halt- und respektlos, erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster.

Hintergrund ist ein Brief an Kanzlerin Merkel von vergangener Woche von mehr als 60 Akademikern und Künstlern aus Deutschland und Israel. Die Unterzeichner warnen darin vor "dem inflationären, sachlich unbegründeten und gesetzlich unfundierten Gebrauch des Antisemitismus-Begriffs", der auf die Unterdrückung legitimer Kritik an der israelischen Regierungspolitik ziele. "Unsere Sorge ist besonders groß da, wo diese Tendenz mit politischer und finanzieller Unterstützung des Antisemitismusbeauftragten gefördert wird", heißt es wörtlich.

Zu den Unterzeichnern gehört der ehemalige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, Wolfgang Benz, der vor kurzem das Buch "Streitfall Antisemitismus" herausgegeben hat. Darin beklagt Benz eine zu stark von Emotionen und politischen Interessen geleitete Antisemitismus-Debatte in Deutschland. Zu den 15 Autoren gehören unter anderem der israelische Historiker Moshe Zimmermann, der emeritierte Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik und der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Shimon Stein.