Eigenanteil bei der Pflege steigt weiter

Eigenanteil bei der Pflege steigt weiter
Diakonie Deutschland mahnt Deckelung an
Der Eigenanteil für einen Platz in einem Pflegeheim hat die 2.000-Euro-Marke überschritten. Das belastet Heimbewohner und ihre Angehörigen.

Berlin (epd). Bewohner von Pflegeheimen müssen im Schnitt pro Monat mittlerweile einen Eigenanteil von 2.015 Euro aufbringen. Das ergab eine Untersuchung des Verbands der Ersatzkassen (VDEK), die er am Freitag veröffentlichte. Im Januar 2018, nach der Umstellung der Pflegestufen auf Pflegegrade ein Jahr zuvor, hatte der Eigenanteil der Heimbewohner den Angaben zufolge im bundesweiten Durchschnitt noch 1.772 Euro betragen.

Die finanziellen Belastungen schwanken je nach Bundesland. Spitzenreiter ist der Berechnung zufolge Nordrhein-Westfalen mit durchschnittlich 2.405 Euro je Platz und Monat, gefolgt von Baden-Württemberg (2.354 Euro) und dem Saarland (2.341 Euro). Pflegebedürftige in einer stationären Einrichtung in Sachsen-Anhalt müssen am wenigsten dazuzahlen, im Schnitt 1.436 Euro im Monat.

Der Eigenanteil, für den die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen aufkommen müssen, setzt sich zusammen aus Investitionskosten, Geld für Unterkunft und Pflege sowie dem sogenannten Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE) für die Pflegegrade 2 bis 5. Nicht eingerechnet sind in die VDEK-Zahlen die Ausbildungsumlage und individuelle Ausbildungskosten, die in den Einrichtungen anfallen.

Die Diakonie Deutschland mahnte eine Begrenzung der Eigenanteile an. Die Pflegeversicherung sei eingerichtet worden, um das Pflegerisiko abzusichern. "Davon sind wir heute weit entfernt", kritisierte Diakonie-Vorständin Maria Loheide. Angesichts der demografischen Entwicklung verlangte sie ein zügiges politisches Handeln sowie eine neue Investitionsförderung durch die Länder. Diese dürften sich nicht aus der Verantwortung für die Pflegeinfrastruktur stehlen.

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Pia Zimmermann verlangte eine "Pflegerevolution", weil eine Reform allein nicht mehr ausreiche. "Pflegebedarf macht arm, und diese Armut lässt immer mehr Familien verzweifeln", kritisierte sie. Die Linke spricht sich für eine Pflegevollversicherung aus, die alle pflegebedingten Leistungen übernehmen müsse.

Die Sprecherin für Alten- und Pflegepolitik in der Grünen-Bundestagsfraktion, Kordula Schulz-Asche, erneuerte den Grünen-Vorschlag für eine doppelte Pflegegarantie. Danach sollen der Eigenanteil an den Pflegekosten gedeckelt und die übrigen Kosten von der Pflegeversicherung übernommen werden. Das verhindere Altersarmut und entlaste die Kommunen, die für steigende Ausgaben der Hilfe zur Pflege aufkommen müssten, erklärte Schulz-Asche.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wollte Reformpläne ursprünglich im Sommer vorstellen. Aufgrund der Corona-Krise will er einer Ministeriumssprecherin zufolge nun im Herbst einen "Kassensturz" vornehmen und dann die Reformdiskussion neu starten.