Amnesty fordert Aufklärung über verschwundene Indigene in Honduras

Amnesty fordert Aufklärung über verschwundene Indigene in Honduras

Frankfurt a.M., Tegucigalpa (epd). Nach dem Verschwinden von vier Mitgliedern einer indigenen Gemeinde in Honduras fordert Amnesty International die Regierung dazu auf, unverzüglich in dem Fall zu ermitteln. Die Strafverfolger müssten dafür sorgen, dass der Verbleib der Verschwundenen aufgeklärt und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden, schrieb die Amerika-Sprecherin der Menschenrechtsorganisation, Erika Guevara Rosas, am Freitag (Ortszeit) in einem Offenen Brief an den Präsidenten des mittelamerikanischen Landes, Juan Orlando Hernández.

Am vergangenen Samstag waren der Aktivist Snider Centeno von der Garifuna-Organisation Ofraneh sowie drei weitere Einwohner des Dorfes El Triunfo de la Cruz von schwer bewaffneten Männern entführt worden. Seither fehlt von den Verschleppten jede Spur. Nach Angaben von Amnesty trugen die Täter Uniformen einer Polizeieinheit und drangen gewaltsam in Häuser ein.

Ofraneh setzt sich für die Rechte der Garifunas an der Karibikküste von Honduras ein und wehrt sich gegen Großprojekte, die ihre natürlichen Lebensgrundlagen zerstören. Seit Jahren gibt es Auseinandersetzungen zwischen den Gemeinden, der organisierten Kriminalität und dem Staat. 16 Menschen kamen dadurch nach Ofraneh-Angaben allein 2019 ums Leben.

Die Amnesty-Sprecherin Guevara Rosas kritisierte, dass die Regierung bis heute ein Urteil des Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshofs (CIDH) nicht umsetze. 2015 hatte der CIDH die honduranische Regierung verpflichtet, die Ländereien der Garifunas als Kollektivland zu markieren, um weitere Gewalt zu verhindern. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte forderte die Strafverfolger auf, die Aktivitäten der Verschwundenen in die Ermittlungen einzubeziehen. Die deutsche Christliche Initiative Romero hat zu einer Eilaktion aufgerufen, "um das Leben von Snider Centeno und den anderen zu retten".