Prozess gegen Benediktinerin wegen Kirchenasyls wird verschoben

Prozess gegen Benediktinerin wegen Kirchenasyls wird verschoben

Bamberg (epd). Das Amtsgericht Bamberg hat den für kommenden Freitag angesetzten Strafprozess gegen die Äbtissin Mechthild Thürmer auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Staatsanwaltschaft Bamberg wirft der Benediktinerin aus der Abtei Maria Frieden in Kirchschletten "Beihilfe zum unerlaubten Aufenthalt" vor, weil sie im Herbst 2018 einer Asylbewerberin Kirchenasyl in ihrem Kloster gewährt hatte. Die Eritreerin sollte nach Italien abgeschoben werden.

Schon mehrfach hat die heute 62-jährige Thürmer Flüchtlinge in Obhut genommen und sich darauf berufen, "aus christlichem Geist" gehandelt zu haben. Deshalb legte sie gegen einen Strafbefehl des Amtsgerichts über 2.500 Euro Einspruch ein. Grund für die Absage des Prozesstermins ist laut einem Gerichtssprecher, dass noch andere Ermittlungen gegen Mechthild Thürmer laufen und das Gericht das Ergebnis dieser Ermittlungen abwarten will.

Juristen und Befürworter des Kirchenasyls schreiben dem Prozess vor dem Amtsgericht allgemeine Bedeutung zu, da es bisher keine gerichtlichen Grundsatzentscheidungen zur möglichen Strafbarkeit von Kirchenasyl gibt. In der Vergangenheit stellten die Staatsanwaltschaften in Bayern die Verfahren oft "wegen geringer Schuld" ein - teils ohne Sanktionen, teils gegen Zahlung einer Geldauflage. Zuletzt verhängten sie mehrfach Strafbefehle, die die jeweils Beschuldigten, anders als Mechthild Thürmer, akzeptierten.