Katholische Laien kritisieren Vatikan-Instruktion als "realitätsfern"

Katholische Laien kritisieren Vatikan-Instruktion als "realitätsfern"

München/Osnabrück (epd). Die katholische Laienbewegung "Wir sind Kirche" hat die neue Vatikan-Instruktion zur Zukunft der Pfarrgemeinden als rückwärtsgewandt kritisiert. Das Papier sei der "ungeheuerliche Versuch Roms", dringend anstehende Pastoralreformen auszubremsen, erklärte die Laienbewegung am Dienstag in München. Das Papier erscheine wie "ein letzter Aufschrei einer sterbenden Religionsdiktatur". Damit werde versucht, die von Papst Franziskus beklagte Klerikalisierung oder Zwei-Klassen-Kirche aufrechtzuerhalten. Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), sagte den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Online), die Instruktion verfehle die Realität der katholischen Kirche in Deutschland.

Die am Montag in Rom veröffentlichte neue Instruktion trägt den Titel "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche". Nach Angaben von "Vaticannews" ist sie von Papst Franziskus approbiert worden. Das Dokument sei vom Präfekten der Kongregation für den Klerus, Kardinal Beniamino Stella, und vom zuständigen Sekretär des Dikasteriums unterzeichnet worden. Es antworte auf die Strukturreformen, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) wegen tiefgehender sozialer und kultureller Veränderungen in vielen Diözesen vorbereitet oder ausgeführt wurden, heißt es weiter. Das 35-seitige Dokument nimmt laut "Vaticannews" unter anderem die kirchlichen Herausforderungen in Zeiten von Priestermangel genauer unter die Lupe.

ZdK-Präsident Sternberg nannte den Text mit Blick auf die Priester realitätsfern: "Das Bild der Pfarrgemeinde, die sich um den Pfarrer schart, wird, abgesehen von dem schiefen Ideal, schon durch einen Priestermangel unmöglich, der längst dramatische Züge angenommen hat." Im vergangenen Jahr habe in Deutschland ein Neupriester elf endgültig ausgeschiedene ersetzen müssen. Sternberg: "Es gibt die Priester nicht mehr." Weltfremd sei auch das Bild der Laien, das die Kleruskongregation in ihrer Instruktion zeichne. Die Vielfalt der Dienste, die die Laien verrichten, werde nicht gesehen, kritisierte der ZdK-Präsident.

Nach Ansicht der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" komme die "gänzlich unerwartete" Vatikan-Instruktion "wohl mit Absicht in einer Zeit, in der in Deutschland und weltweit nach neuen Wegen für die Zukunft der Kirche gesucht wird." Das Papier setze den Kurs der Laien-Instruktion aus dem Jahr 1997 fort, der haupt- wie ehrenamtliche Laien von vielen Diensten wie zum Beispiel der Predigt in der Eucharistiefeier ausschließe. Mit dieser Instruktion würden vor allem auch alle Frauen von allen Leitungs- und Weiheämtern ferngehalten. "Was von Rom zur Evangelisierung und zur Sicherung pfarrlicher Strukturen gedacht sein mag, wird - so ist zu befürchten - zur weiteren Erosion kirchlichen Lebens führen", so "Wir sind Kirche".