Kirchen fehlen Millionen durch Einbußen bei der Kirchensteuer

Kirchen fehlen Millionen durch Einbußen bei der Kirchensteuer
Durch die wirtschaftliche Krise infolge der Corona-Pandemie brechen nicht nur die Einnahmen des Staates ein. Auch den Kirchen werden dreistellige Millionenbeträge in ihren Haushalten fehlen, vor allem wegen Steuerverlusten durch Kurzarbeit.

Frankfurt a.M. (epd). Eine Mehrheit der Landeskirchen und Bistümer in Deutschland rechnet im Zuge der Corona-Krise für das Jahr 2020 mit Einnahmeverlusten bei der Kirchensteuer von mindestens zehn Prozent. Das zeigt eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter den 20 evangelischen Landeskirchen und 27 katholischen Bistümern. Demnach prognostizieren alle evangelischen Landeskirchen einen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen von mindestens zehn Prozent. Bei den katholischen Bistümern waren die Angaben oft zurückhaltender. 24 Bistümer meldeten, dass sie mit spürbaren Einschnitten rechnen.

So teilte die größte katholische Diözese, das Erzbistum Köln, mit, dass man mit einem Rückgang der Kirchensteuer für das laufende Wirtschaftsjahr von bis zu zehn Prozent rechne. Das entspreche einem Fehlbetrag von 50 Millionen Euro. Damit ergebe sich finanziell eine Situation, die nach bisherigen Prognosen erst in einigen Jahren zu erwarten gewesen wäre. Im Bistum Trier rechnet man mit einem Rückgang um 10 Prozent, im Bistum Mainz sogar um 20 Prozent. Dort könnten nach derzeitigen Rechnungen 45 bis 50 Millionen Euro in der Kasse fehlen, im Bistum Freiburg zwischen 23 und 63 Millionen Euro. Das Bistum Essen teilte mit, dass der Einbruch bei der Kirchensteuer schlimmer ausfallen könnte als während der Finanzkrise 2008.

Unter den größten evangelischen Landeskirchen rechnet man mit Rückgängen zwischen 12 und 16 Prozent. Die größte evangelische Landeskirche mit Sitz in Hannover erwartet, dass allein im Jahr 2020 am Ende bis zu 90 Millionen Euro in der Kasse fehlen könnten. Das entspricht rund 15 Prozent des Kirchensteueraufkommens von 2019. Die rheinische und die bayerische Landeskirche sowie die Nordkirche rechnen mit Einnahmerückgängen um etwa zwölf Prozent. In Württemberg geht man von einer Finanzierungslücke von etwa 16 Prozent aus, einem Wert von etwa 140 Millionen Euro. Die westfälische Kirche nennt, gemäß einer Schätzung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), einen Korridor zwischen 10 und 25 Prozent.

Die pfälzische Landeskirche teilte mit, seit April fließe weniger Kirchensteuer an die Landeskirche. Im April war es zunächst ein Rückgang von knapp 13 Prozent gegenüber dem Vorjahrsmonat, im Juni waren es bereits etwa 20 Prozent. Und auch für die kommenden Monate rechnet die Landeskirche mit einer ähnlichen Entwicklung.

In einigen Landeskirchen und Bistümern haben die erwarteten finanziellen Einbußen bereits zu einer Reihe von Maßnahmen geführt. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, die pfälzische Landeskirche sowie die Bistümer Mainz und Speyer erließen eine Haushaltssperre. Auch im Bistum Limburg werden alle Ausgaben über 10.000 Euro einer besonderen Prüfung unterzogen. Aus den Erzbistümern Köln und Hamburg sowie dem Bistum Münster hieß es hingegen, derartiges sei zunächst nicht notwendig. Die meisten der Bistümer und Landeskirchen wollen die Einnahmenrückgänge aus einer Kombination von angesparten Rücklagen und kurzfristigen Sparmaßnahmen auffangen.

Grund für den Rückgang der Kirchensteuer, die an die Lohn- und Einkommenssteuer gekoppelt ist, ist vor allem die Kurzarbeit im Zuge der Corona-Pandemie. Denn auf das Kurzarbeitergeld wird keine Kirchensteuer erhoben. Trotz sinkender Mitgliederzahlen waren die Kirchensteuereinnahmen in den vergangenen Jahren gestiegen. Die evangelische Kirche meldete für das Jahr 2019 Einnahmen in Höhe von 5,9 Milliarden Euro. Für die katholische Kirche liegen noch keine Zahlen für 2019 vor, 2018 nahm sie 6,7 Milliarden Euro durch Kirchensteuern ein.