US-Justiz will erstmals seit 2003 einen Menschen hinrichten

US-Justiz will erstmals seit 2003 einen Menschen hinrichten

Washington (epd). Trotz der Corona-Beschränkungen will die nationale Justiz in den USA am Montag erstmals seit 2003 einen Menschen hinrichten. Im bundesstaatlichen Gefängnis von Terre Haute in Indiana soll nach Angaben des US-Justizministeriums der 47-jährige Daniel Lewis Lee getötet werden. Er wurde zum Tode verurteilt, weil er 1996 in Arkansas mit einem Komplizen das Ehepaar William und Nancy Mueller und deren achtjährige Tochter Sarah bei einem Raubüberfall ermordet hat. Fast alle US-Todesurteile werden von Gerichten der einzelnen Bundesstaaten verhängt, nur wenige von nationalstaatlichen ("federal") Gerichten.

Man schulde die Hinrichtung Lees den Opfern und den Hinterbliebenen, erklärte US-Justizminister William Barr. Angehörige der Opfer haben sich allerdings gegen die Hinrichtung ausgesprochen. Die Mutter der ermordeten Nancy Mueller, Earlene Peterson, hat ein Video für Trump aufgenommen mit der Bitte, Lee zu lebenslanger Haft zu begnadigen. Die Hinrichtung mache nichts wieder gut. Peterson sagte, sie habe Trump gewählt. Dieser sei ein "gottesfürchtiger Mann".

Es habe seit 17 Jahren keine nationalstaatliche Hinrichtung gegeben, sagte die Todesstrafenexpertin Cassandra Stubbs. Sie sehe keinen Grund für eine Hinrichtung in der derzeitigen Situation. Während der Pandemie sind weniger Hinrichtungen ausgeführt und weniger Todesurteile verhängt worden. Im ersten Halbjahr 2020 hätten Richter 13 Todesstrafen gefällt, berichtete das gemeinnütziger Todesstrafen-Informationszentrum in Washington. Sechs Verurteilte seien hingerichtet worden. Im Jahr 2019 wurden 22 Menschen hingerichtet und 33 Straftäter zum Tod verurteilt.

Texas hatte am Mittwoch die erste Hinrichtung seit Februar vollstreckt. Der wegen Raubmordes verurteilte 45-jährige Billy Wardlow wurde nach Darstellung der Zeitung "Texas Tribune" mit Pentobarbital getötet. Bei Hinrichtungszeugen werde Fieber gemessen, verordnete die Justizbehörde. Zahlreiche Menschen kommen üblicherweise für Exekutionen zusammen, darunter Wärter im Hinrichtungsteam, Pressevertreter und Zeugen.

In US-Gefängnissen breitet sich das Coronavirus sehr schnell aus. 52.649 Inhaftierte hätten sich von März bis Ende Juni angesteckt, berichtete der Justizfachdienst "Marshall Project". Mehr als 600 Inhaftierte seien gestorben.

epd ege/hei kfr