Welthungerhilfe warnt vor Anstieg der Hungernden auf eine Milliarde

Welthungerhilfe warnt vor Anstieg der Hungernden auf eine Milliarde

Berlin (epd). Infolge der Corona-Pandemie befürchtet die Welthungerhilfe einen Anstieg der Zahl von hungernden Menschen auf eine Milliarde weltweit. Die Pandemie schlage jetzt in den Ländern des globalen Südens mit voller Wucht zu, sagte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des Jahresberichts 2019. "Viele Menschen erkranken an COVID-19, viele verlieren ihre Arbeit, die Wirtschaft bricht dramatisch ein, Nahrungsmittelpreise steigen und Gesundheitssysteme sind überfordert", mahnte Thieme. Hinzu komme in vielen Regionen Afrikas und Asiens die Heuschreckenplage. "Internationale Solidarität ist jetzt wichtiger denn je", forderte sie.

"Die Corona-Pandemie funktioniert wie ein Brandbeschleuniger für ohnehin schon bestehende Krisen", sagte Generalsekretär Mathias Mogge. Vor allem Afrika südlich der Sahara werde besonders unter der Pandemie leiden. Um die Folgen der Krise in den betroffenen Ländern zu reduzieren, seien sofort 100 Millionen Euro notwendig. Die Welthungerhilfe habe dazu einen internationalen Aufruf gestartet. Die Bundesregierung hatte in ihrem Nachtragshaushalt bereits zusätzliche drei Milliarden Euro für die weltweite Corona-Hilfe bereitgestellt. Jetzt müssten diese Mittel des Corona-Soforthilfeprogramms des Bundesentwicklungsministeriums möglichst schnell fließen, forderte Mogge: "Es ist auch entscheidend, dass Hilfsorganisationen wie die Welthungerhilfe in diese Hilfsmaßnahmen einbezogen werden."

Die Welthungerhilfe habe bislang Zuschüsse von rund zwölf Millionen Euro erhalten, sagte Mogge. "Wir haben sofort reagiert und Nothilfeprogramme aufgelegt." Die Hilfsorganisation habe zum Beispiel Aufklärungsmaterial, Hygieneartikel, Nahrungsmittel und Saatgut verteilt. Wichtig sei nun, dass nicht nur in Nothilfe, sondern auch in langfristige Maßnahmen investiert werde. Entscheidend sei, nun den Gesundheitssektor und die Landwirtschaft in den betroffenen Ländern so aufzubauen, dass sie künftig besser gegen Pandemien gerüstet seien. "Das muss parallel erfolgen und dafür sollten die Mittel auch jetzt eingesetzt werden", forderte Mogge.

Im Mittelpunkt der Arbeit der Welthungerhilfe stand 2019 der Kampf gegen die Folgen von Kriegen und Klimawandel. Laut Jahresbericht flossen 221,6 Millionen Euro in 499 Projekte in 36 Ländern. Damit seien rund 10,5 Millionen Menschen erreicht worden. Die höchste Projektförderung erhielten der Südsudan, der Sudan sowie Syrien und die Türkei. Insgesamt standen der Hilfsorganisation im vergangenen Jahr Mittel in Höhe von 249,7 Millionen Euro zur Verfügung, davon 56,6 Millionen Spendeneinnahmen. Öffentliche Geber stellten 189,5 Millionen Euro für die Projektarbeit bereit. Der Anteil der Bundesregierung betrug mehr als 40 Prozent.