Mehr Corona-Fälle ohne Tönnies-Bezug im Kreis Gütersloh

Mehr Corona-Fälle ohne Tönnies-Bezug im Kreis Gütersloh
Grüne wollen einheitliche Vorgaben für Umgang mit Hotspots
Mehr Corona-Tests und dadurch auch mehr entdeckte Infektionen im Kreis Gütersloh: Noch ist unklar, ob das Virus von den Tönnies-Beschäftigten auf andere Teile der Bevölkerung übergesprungen ist. Davon hängt ab, wie es mit dem Lockdown weitergeht.

Gütersloh, Düsseldorf (epd). Nach der Ausweitung der Corona-Tests im Kreis Gütersloh ist die Zahl nachgewiesener Infektionen von Menschen ohne direkten Bezug zu den Beschäftigten der Fleischfirma Tönnies deutlich gestiegen. Mehr Covid-19-Erkrankungen gab es nach Angaben des Kreises vom Wochenende aber nicht. Das Land Nordrhein-Westfalen verfügte derweil, dass die Beschäftigten der Fleischindustrie ab Juli mindestens zweimal pro Woche auf das Coronavirus getestet werden müssen. Die Grünen forderten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu bundesweit einheitlichen Vorgaben im Umgang mit Corona-Hotspots auf.

Die Zahl der Corona-Fälle in der Bevölkerung ohne direkten Bezug zu Tönnies-Mitarbeitern stieg im Kreis Gütersloh im Sieben-Tages-Zeitraum bis einschließlich Freitag (20. bis 26. Juni) auf 75, das waren 28 mehr als am Vortag. Insgesamt lag die "7-Tage-Inzidenz" nach Angaben des NRW-Landeszentrums Gesundheit vom Sonntag bei 132,9 Fällen pro 100.000 Einwohner. Bund und Länder hatten vereinbart, dass Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie ergriffen werden müssen, wenn sich in einer Stadt oder einem Landkreis binnen sieben Tagen mehr als 50 Menschen pro 100.000 Einwohner infizieren.

Im Kreis Gütersloh ließen sich in den vergangenen Tagen viele Menschen testen, die keine Krankheitssymptome haben - teils in der Hoffnung, mit einem negativen Corona-Test an einem Urlaubsziel nicht abgewiesen zu werden. Nach dem Corona-Ausbruch in einem Schlachtbetrieb der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh waren mehr als 1.550 Beschäftigte positiv auf das Virus getestet worden.

Die Landesregierung verfügte daraufhin einen weitgehenden Lockdown für die Kreise Gütersloh und Warendorf, der zunächst bis zum kommenden Dienstag gilt. Spätestens dann muss die Regierung entscheiden, wie es weitergeht. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte nach einem Besuch in der Region am Samstagnachmittag, die aktuellen Zahlen deuteten darauf hin, dass das Coronavirus nicht von den Tönnies-Beschäftigten auf die allgemeine Bevölkerung übergesprungen sei.

Eine am Samstag veröffentlichte Allgemeinverfügung des Landesarbeitsministeriums schreibt vor, dass vom 1. Juli an die Beschäftigten von Schlachthöfen, Zerlegebetrieben und überwiegend fleischverarbeitenden Betrieben mit mehr als 100 Beschäftigten mindestens zweimal pro Woche auf Sars-CoV-2 getestet werden müssen. Die Betriebe werden zudem verpflichtet, die Namen und Wohn- oder Aufenthaltsadressen sämtlicher auf dem Betriebsgelände anwesenden Personen zu erheben.

Der Infektionsschutz solle noch einmal deutlich verstärkt werden, erklärte Laumann zur Begründung. "Die Vorfälle in Coesfeld und Gütersloh zeigen: Offenbar kann sich das Virus unter den Bedingungen eines Schlachthofs beziehungsweise eines fleischverarbeitenden Betriebes besonders gut verbreiten." Im Mai hatte es beim Schlachtbetrieb Westfleisch im münsterländischen Coesfeld ebenfalls einen Corona-Ausbruch mit rund 300 positiv getesteten Schlachthof-Mitarbeitern gegeben.

Die Grünen fordern in einem Brief an Gesundheitsminister Spahn gemeinsame und verbindliche Pandemieschutzpläne und die Einberufung eines Pandemierats zur Beratung der Bundesregierung. Nötig seien zudem eine Corona-Taskforce von Bund und Ländern sowie verbindliche Konzepte für bundesweite Corona-Tests und zum Schutz vor massiven Ausbrüchen, heißt es in dem am Wochenende in Berlin veröffentlichten Schreiben. Unterzeichnerinnen sind die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt, die innenpolitische Sprecherin Irene Mihalic und die Sprecherin für Pflegepolitik, Kordula Schulz-Asche.