Umweltverband fordert Preiserhöhung für Fleischprodukte

Umweltverband fordert Preiserhöhung für Fleischprodukte
40 Cent pro Kilogramm: Zur Bekämpfung von Missständen in der Fleischwirtschaft schlägt der BUND eine Sonderabgabe auf Fleischprodukte vor. Schon vor Corona sei klargeworden, dass sich an den Arbeitsbedingungen in der Branche etwas ändern müsse.

Berlin (epd). Angesichts einer Reihe von Missständen in der Fleischindustrie plädiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) für eine Sonderabgabe auf Fleischprodukte. Mit einer Abgabe von 40 Cent pro Kilogramm tierischer Produkte könnten Verbesserungen in der Wertschöpfungskette erzielt werden, sagte der Vorsitzende Olaf Bandt am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des BUND-Jahresberichts. Dies sei nötig, um in der fleischverarbeitenden Industrie "wieder vernünftige, gesundheitsmäßig akzeptable Arbeitsbedingungen zu schaffen" und höhere Löhne zu zahlen.

Bis zum Jahr 2040 solle die komplette Nutztierhaltung in Deutschland umgebaut werden, erklärte Bandt weiter. Die mengenbezogene Fleischabgabe sei eine Voraussetzung dafür. Auch mit Blick auf den aktuellen Corona-Ausbruch beim Schlachtunternehmen Tönnies, aber auch vor Covid-19 bei anderen fleischverarbeitenden Unternehmen sei klargeworden, dass die gesundheitliche und soziale Situation der Arbeitnehmer verbessert werden müsse.

Der BUND-Vorsitzende verwies auf ein Konsenspapier, dem sich unter anderen auch der Deutsche Bauernverband sowie die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft angeschlossen hätten. Die Preiserhöhung müssten die Verbraucher zahlen. Die Einnahmen sollten unter anderen in neue Stallanlagen und einen besseren Verarbeitungsprozess von tierischen Produkten investiert werden.

BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock betonte, dass der Umweltverband mit einem erneuten Zuwachs an Mitgliedern und Spenden auf ein erfolgreiches Jahr 2019 zurückblicke. Die Zahl der Mitglieder stieg demnach im Vergleich zum Vorjahr um rund 25.000 auf mehr als 651.000. Der Umweltverband habe damit bundesweit deutlich mehr Mitglieder als jeweils die beiden großen Volksparteien CDU mit rund 419.000 und SPD mit rund 407.000 Mitgliedern.

Die steigende Mitgliederzahl stärke auch die unabhängige Finanzierung des Umweltverbandes, sagte Broock: "Wir haben konsequent kein Öko-Sponsoring und keine Unternehmenskooperation." Durch Spendeneinnahmen und Mitgliedsbeiträge bleibe die Unabhängigkeit gewahrt.

Besonders in ostdeutschen Landesverbänden wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen habe die Mitgliederzahl zugenommen. Am stärksten gewachsen sei dabei der Landesverband Brandenburg. Hier habe es im vergangen Jahr einen Zuwachs von 17,2 Prozentpunkten auf 8.500 Mitglieder gegeben. 2018 seien es 7.000 gewesen. Der BUND begründete den Zuspruch unter anderem mit dem Engagement der Ortsgruppen.

Weitere Leuchtturmprojekte des Verbandes seien die Unterschutzstellung des "Grünen Bandes" in Thüringen und Sachsen-Anhalt sowie Schutzprojekte für die Wildkatze, den Luchs und die Bienen gewesen.

Auch die Umweltorganisation Greenpeace forderte einen Umbau der Fleischproduktion in Deutschland. "Die Fleischindustrie gefährdet jeden Tag unser aller Gesundheit", sagte Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace, am Mittwoch bei einer Demonstration vor dem nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf. Die massenhaften Corona-Infektionen in deutschen Schlachtbetrieben zeigten nur einen Teil dieser Gesundheitsrisiken. Auch der massive Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung führe dazu, dass überlebenswichtige Medikamente bei immer mehr Menschen nicht mehr wirkten.

epd lob/lwd mih