Benedikt XVI. zurück in Rom

Benedikt XVI. zurück in Rom
Besuch beim Bruder in Bayern beendet - Söder: «Zeichen der Menschlichkeit»
Um von seinem schwer kranken Bruder Abschied zu nehmen, kam Papst Benedikt XVI. nach Regensburg. Es könnte der letzte Besuch des 93-Jährigen in der Stadt gewesen sein, mit der er tief verbunden ist.

Regensburg/München (epd). Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat seinen fünftägigen Besuch in Regensburg beendet. Der 93-Jährige reiste am Montag zurück nach Rom. Am Morgen soll es überraschend noch eine letzte Begegnung zwischen Benedikt und seinem Bruder Georg (96) in dessen Haus in der Regensburger Altstadt gegeben haben, bei der sich die beiden Brüder verabschieden konnten, sagte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Viel gesprochen worden sei nicht, meist hätten die Geschwister miteinander gebetet. Insgesamt seien sich die Brüder neunmal begegnet. "Es war für beide ein herausfordernder und hoch emotionaler Besuch", wie Voderholzer zum Abschluss des Aufenthalts sagte. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte sich von Benedikt am Flughafen München verabschiedet.

Benedikt habe sich spontan zu der Reise nach Bayern entschieden, nachdem er bei den Telefonaten mit dem Bruder "eine schwindende Kraft in seiner Stimme" bemerkt habe, erläuterte Voderholzer die Hintergründe der Reise. "In Sorge, ihn nicht mehr lebend antreffen zu können", sei Benedikt aufgebrochen. Dies sei unter anderem auch dem Umstand geschuldet gewesen, dass der emeritierte Papst laut Voderholzer zum Tod von dessen Schwester im Jahr 1991 - damals war Benedikt noch Kardinal - zu spät gekommen sei. Diese Erfahrung habe den emeritierten Papst sehr mitgenommen.

Weltweit sei am Abschied der beiden Brüder Anteil genommen worden, sagte Voderholzer, der Benedikt als einen "Jahrhunderttheologen" bezeichnete. Das frühere Oberhaupt der katholischen Kirche habe sich nicht nur durch seine Schriften ausgezeichnet, sondern auch "Millionen von Menschen in seiner Zeit als Pontifex bewegt", unter anderem beim Kölner Jugendtag. In den vergangenen fünf Tagen habe man ihn "in seiner Altersschwäche und Gebrechlichkeit bei völliger geistiger Klarheit" erleben dürfen, sagte der Regensburger Bischof.

Voderholzer begleitete Benedikt XVI. nicht nur während seines Aufenthalts in Regensburg, sondern auch auf seinem Weg zum Flughafen nach München. Dort hatte Ministerpräsident Söder Benedikt vor allem für "das Zeichen der Menschlichkeit" gedankt und ihm eine gute Heimreise gewünscht. Sein Aufenthalt sei "eine große Ehre und Freude für Bayern" gewesen. Das Treffen fand auf dem Rollfeld des Flughafens statt und wurde als "informelles Treffen ohne offizielles Protokoll" gewertet.

In einem am Montag veröffentlichten Brief schrieb der Ständige Rat der katholischen Deutschen Bischofskonferenz an Benedikt XVI: "Wir freuen uns, dass Sie die Strapaze einer Reise in Ihre bayerische Heimat noch einmal auf sich genommen haben, und spüren, wie wichtig Ihnen die Begegnung mit Ihrem geschätzten Bruder war."

Benedikt war seit Donnerstag in Regensburg. Neben den zahlreichen Besuchen bei seinem Bruder Georg standen ein Ausflug zum Grab der Familie und zu seinem früheren Wohnhaus in Pentling südlich von Regensburg auf dem Programm. "Die Begegnung mit seinem Bruder hat belebend und stärkend gewirkt und hat ihm Lebenskraft und Lebensmut gegeben", sagte Bistumssprecher Clemens Neck.

Für Benedikt könnte es ein Abschied für immer aus Regensburg sein, einer Stadt, der er sich immer sehr verbunden fühlte. Von 1970 bis 1977 hatte Joseph Ratzinger an der Regensburger Universität gelehrt, fuhr mit dem Fahrrad durch die Stadt und zur Universität, weil er keinen Führerschein besitzt. 2006 stattete er der Stadt als Papst einen Besuch ab und feierte eine große Freiluftmesse. Er blieb Regensburg auch nach seinem Rücktritt 2013 verbunden, nicht zuletzt wegen des Kontakts zu seinem Bruder. Gegen Mittag flog Benedikt in einer italienischen Militärmaschine zurück nach Rom.