Bistum Limburg will Missbrauchsbeauftragten einsetzen

Bistum Limburg will Missbrauchsbeauftragten einsetzen
Das Bistum Limburg hat am Samstag die Ergebnisse eines Projektes gegen sexuellen Missbrauch vorgelegt. Es will die 61 erarbeiteten Maßnahmen zeitnah umsetzen. "Das schulden wir den Betroffenen", sagte Bischof Georg Bätzing.

Limburg, Frankfurt a.M. (epd). Das Bistum Limburg hat am Samstag in der Frankfurter Paulskirche die Ergebnisse des Aufarbeitungsprojekts "Betroffene hören - Missbrauch verhindern" vorgelegt. Die Auftraggeber, Bischof Georg Bätzing und Ingeborg Schillai, Präsidentin der Diözesanversammlung, überreichten gemeinsam ein Exemplar des 415 Seiten starken Abschlussberichts an Martin Schmitz als Vertreter der Betroffenen mit dem Versprechen, alles dafür zu tun, dass so etwas nie wieder geschehen könne. Mit einem ergreifenden Beitrag von Schmitz hatte die Veranstaltung begonnen. Sie endete mit einer eindeutigen Zusage von Bischof Bätzing: "Wir werden die Maßnahmen umsetzen. Das schulden wir den Betroffenen."

Im Auftrag des Bistums hatten seit September 70 Fachleute Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2018 erörtert. Sie hörten Betroffene an, sichteten Personalakten und erarbeiteten insgesamt 61 Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch. "Die Ergebnisse der Studie schreien danach, dass wir endlich wirksam gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche und gegen seine Vertuschung vorgehen", sagte Schillai. Im Bistum Limburg stellten sich dabei aufgrund der synodalen Verfasstheit Kleriker und Laien gemeinsam dieser Verantwortung.

Die Pläne dafür stellte Bischof Georg Bätzing vor. Er werde vorerst für drei Jahre eine unabhängige diözesane Kommission berufen, verkündete er. Zwei der sieben Mitglieder würden von den 70 aus den Reihen der im Projekt beteiligten Externen gewählt, zwei würden vom Diözesansynodalrat bestimmt, zwei sollten aus dem Kreis der Betroffenen stammen und eine Person werde von ihm benannt. Um die Maßnahmen zu koordinieren und zu forcieren, werde er eine oder einen Bischöflichen Beauftragten berufen. "Wir werden auch als Bistum ehrlich sein: Wir werden benennen, was war", sagte der Bischof. "Und wir werden klar benennen, was wir tun werden. Wir werden Rechenschaft ablegen."

Schmitz berichtete zu Beginn, wie er als zehnjähriger Messdiener von einem Kaplan missbraucht worden war und unzählige Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung über sich hatte ergehen lassen müssen. Das habe sein ganzes Leben geprägt und vieles zerstört, sagte er. "Weil das Projekt eine Chance verdient hatte", habe er aber trotz anfänglicher Skepsis mitgearbeitet. Als Kritikpunkt nannte er, dass die Frage nach generellen Reformen in der Kirche die eigentliche Aufgabe, das Verhindern und Aufarbeiten sexuellen Missbrauchs, mitunter überlagert habe.

Scharfe Kritik an der Zusammenarbeit mit den Betroffenen übte die Psychologiestudentin Lisa Scharnagel, die von einem schweren sexuellen Übergriff an einer katholischen Schule im Bistum Limburg berichtete. Die Diskrepanz zwischen der "wirklich tollen Idee" des Projekts und dem tatsächlichen Umgang mit aktuell Betroffenen mache sie wütend. Missbrauchsopfer seien dazu dagewesen, "ein paar Gefühle und Emotionen einzubringen". Deren Rolle als Experten für Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt sei nicht ernstgenommen worden. "Hört auf zu glauben, dass das, worüber wir hier reden, in der Vergangenheit liegt", sagte Scharnagel.