Hilfswerk befürchtet Anstieg von Kinderarbeit durch Corona-Krise

Hilfswerk befürchtet Anstieg von Kinderarbeit durch Corona-Krise

Osnabrück (epd). Das Kinderhilfswerk terre des hommes warnt zum Internationalen Tag gegen Kinderarbeit am Freitag vor einem massiven Anstieg von Kinderarbeit durch die Corona-Krise. "Für Millionen Kinder in armen Ländern hat die Corona-Pandemie das Gesicht von Hunger und Ausbeutung", sagte Vorstandssprecherin Birte Kötter am Donnerstag in Osnabrück. Nationale Regierungen und internationale Akteure müssten die Belange armer und benachteiligter Kindern in ihren Corona-Hilfsprogrammen mit Priorität berücksichtigen. Um Kinderarbeit zu verhindern, seien Nahrungsmittelhilfen oder Direkthilfen für bedürftige Familien jetzt unverzichtbar.

Zudem sollten die Schulöffnungen nach den Lockdowns von flächendeckenden Wiedereinschulungskampagnen begleitet werden, forderte Kötter. International agierende Unternehmen müssten ihre Lieferketten kontrollieren, um die Ausbeutung von Kindern zu verhindern. Terre des hommes befürchte, dass viele Mädchen und Jungen nicht mehr in die Schulen zurückkehren werden, da sie zum Familieneinkommen beitragen müssen oder die Familien sich den Schulbesuch nicht mehr leisten können.

Millionen Familien in Schwellen- und Entwicklungsländern arbeiteten als Tagelöhner und hätten mit den weltweiten Lockdowns von einem Tag auf den anderen ihr Einkommen verloren, sagte Kötter. Sie können nicht auf soziale Sicherung wie Arbeitslosengeld oder auf Nahrungsmittelhilfe zählen. Partnerorganisationen von Terre des hommes beobachteten in vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas eine deutlich sichtbare Zunahme von Kinderarbeit.

In vielen großen Städten bettelten mehr Kinder, auf Plantagen und Farmen arbeiteten Schulkinder mit ihren Eltern, auf den Straßen verkauften Kinder Gemüse oder Obst. Auf den Philippinen steigt nach Angaben des Kinderhilfswerks die Zahl der Kinder, die sich vor einer Webcam für ausländische User prostituieren. In Indien vergäben Geldverleiher Kredite an Familien in Not, die diese in Form von Schuldknechtschaft abarbeiten müssten.

Bereits vor der Pandemie mussten den Angaben zufolge 152 Millionen Mädchen und Jungen arbeiten. Weltweit litten 386 Millionen Kinder unter extremer Armut. Die Vereinten Nationen schätzen, dass als Folge der Corona-Pandemie zusätzlich 66 Millionen Kinder in extreme Armut abrutschen. Während der Hochzeit des weltweiten Lockdowns im Mai konnten nach UN-Angaben 1,5 Milliarden Schülerinnen und Schüler keine Schule besuchen.