Gemeinde weiht umgestaltete "Hakenkreuz-Glocke" als Mahnmal ein

Gemeinde weiht umgestaltete "Hakenkreuz-Glocke" als Mahnmal ein

Schweringen (epd). Anderthalb Jahre nach ihrer Entwidmung wird am Pfingstsonntag im niedersächsischen Schweringen eine frühere "Hakenkreuzglocke" als Mahnmal wieder eingeweiht. Die Bronzeglocke in der dortigen Kreuzkirche war im November 2018 nach einem heftigen Streit in dem 800-Einwohner-Dorf stillgelegt und von zwei Künstlern aus Nürnberg umgestaltet worden. Die evangelische Regionalbischöfin Petra Bahr wird sie mit einer kleinen Feier neu ihrer Bestimmung übergeben. Wegen der Corona-Pandemie findet die Feier in nichtöffentlichem Rahmen statt.

Die rund 1.800 Kilogramm schwere "Vaterlandsglocke" aus dem Jahr 1934 war im Herbst 2017 in die Schlagzeilen geraten, nachdem die hannoversche Landeskirche dort bei Nachforschungen ein eingegossenes Hakenkreuz entdeckt hatte. Danach kam es im Dorf zu einer heftigen Kontroverse darüber, ob die Glocke weiter läuten oder ausgetauscht werden sollte. Die Landeskirche bot einen Austausch an. Kurz vor Ostern 2018 stiegen Unbekannte unbemerkt auf den Kirchturm und frästen das 35 mal 35 Zentimeter große Hakenkreuz und Teile einer NS-Inschrift mit einem Winkelschleifer weg. Schließlich einigten sich alle Parteien auf die künstlerische Umgestaltung.

Treibende Kraft hinter der Glocke war 1934 der damalige Pastor Friedrich Teipel. Er galt als engagierter Seelsorger, der sich um die Armen und Waisen kümmerte. Doch zugleich war er überzeugter Nazi, Anhänger der SS und der Bewegung "Deutsche Christen". Am 16. Juli 1934 weihte er die Glocke ein, im Gedenken an die Toten des Ersten Weltkriegs.

Die Nürnberger Künstler Hannes Arnold und Klaus-Dieter Eichler haben in den beschädigten Glockenkörper einen warnenden Bibelvers eingraviert, der sich wie eine Schärpe quer über das Metall zieht. Zudem enthüllen sie am Sonntag am Fuße des Kirchturms ein Kunstwerk, das Besucher an die Geschichte der Glocke erinnern soll. Für die künstlerische Umgestaltung investierte die hannoversche Landeskirche rund 30.000 Euro.

Eine weitere niedersächsische "Hakenkreuzglocke" war 2017 in Faßberg bei Celle entdeckt worden. Sie wurde inzwischen ausgetauscht. Schlagzeilen machte auch eine mit Nazi-Symbolen ausgestattete Glocke im pfälzischen Herxheim am Berg. Zudem tauchten vier weitere "Nazi-Glocken" in evangelischen Kirchen in der Pfalz auf, dazu zwei in Berlin und eine in Saarland.