Bischof Stäblein: Kirche muss mit Verunsicherten sprechen

Bischof Stäblein: Kirche muss mit Verunsicherten sprechen
25.05.2020
epd
epd-Gespräch: Jens Büttner

Berlin (epd). Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein spricht sich für ein offenes Zugehen auf Menschen aus, die durch die Corona-Krise verunsichert sind. "Wir müssen mit den Menschen, die große Ängste haben, das Gespräch suchen", sagte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz am Montag in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Dass Verschwörungsmythen in einer Zeit mit so vielen Unsicherheiten und Unabwägbarkeiten so stark auftreten, sei "eigentlich kein Wunder". Solche Theorien seien ein "Symptom der Krise". Der 52-jährige Theologe unterstrich: "Viele Verschwörungsmythen sind Ausdruck von Angst und dem Gefühl, ausgeliefert zu sein." Christen stünden dagegen "für eine Botschaft des Vertrauens und des Mitgehens". Stäblein fügte hinzu: "Wo Verschwörungsmythen allerdings Antisemitismus transportieren oder alte Feindbilder bedienen, da müssen wir und werden wir immer wieder energisch widersprechen."

Berlins evangelischer Bischof widersprach energisch der Kritik von Thüringens früherer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), die Kirchen hätten in der Corona-Krise zu viel Distanz zu Kranken, Einsamen, Alten und Sterbenden zugelassen. "Wir sind als Kirche bei den Kranken und Alten, Einsamen und Sterbenden gewesen, wo immer wir davon wussten und es uns möglich war", betonte der Bischof. So habe sich die Kirche dafür eingesetzt, dass Seelsorger Zugang zu Krankenhäusern und Altenpflegeheimen hatten. Auch seien die im Blick behalten worden, "die in so einer Krise schnell mal übersehen werden, etwa Geflüchtete, Kita-Kinder und ihre Eltern, Bedürftige, die auf Lebensmittelspenden angewiesen sind, Obdachlose". Stäblein schlussfolgerte: "Kirche war sehr lebendig in der Corona-Krise und so präsent wie schon lange nicht mehr."