Mediziner: "Dramatischer Rückgang" von Organspenden im Ausland

Mediziner: "Dramatischer Rückgang" von Organspenden im Ausland
20.04.2020
epd
epd-Gespräch: Patricia Averesch

Frankfurt a.M. (epd). In Italien, Spanien und den USA sind laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) wegen der Corona-Pandemie zuletzt deutlich weniger Organe transplantiert worden. "Es gibt in den Ländern zum Teil dramatische Rückgänge", sagte der medizinische Vorstand der Stiftung, Axel Rahmel, in Frankfurt im Gespräch mit Evangelischen Pressedienst (epd). In Deutschland müssten schwer kranke Menschen aktuell nicht länger auf ein lebensrettendes Organ warten, fügte er hinzu. Die Zahl der Organspenden im März dieses Jahres sei etwa so hoch wie im vorherigen Jahr.

Trotz der zusätzlichen Belastung der Krankenhäuser würden Organspender in Deutschland weiterhin gemeldet und Organe transplantiert, betonte Rahmel. Die Sorge, dass die Organspende vernachlässigt werde, weil die Kliniken mit beatmungspflichtigen Covid-19-Patienten überlastet seien, sei in Deutschland unberechtigt. Die Bundesregierung habe frühzeitig Maßnahmen ergriffen und einen exponentiellen Anstieg der Erkrankung verhindert. "Sie hat damit verhindert, dass es zu bundesweiten Überlastung der Intensivstationen gekommen ist", erklärte der DSO-Vorsitzende.

In Italien und Spanien, die besonders stark von der Pandemie betroffen waren, seien die Intensivstationen hingegen so stark ausgelastet gewesen, dass die Zahl der Transplantationen stark abgenommen hat. In Spanien sei die Organspende zeitweise auf fast ein Viertel der früheren Aktivität zurückgegangen, sagte Rahmel. In Italien und den Vereinigten Staaten seien die Zahlen um rund 30 Prozent gesunken. In den USA hätten vor allem zu Beginn weniger Organspender akzeptiert werden könne, da in den Kliniken Tests gefehlt hätten, um die Spender vor der Organentnahme auf die Infektion zu prüfen. "Durch die Transplantation von Organen eines Covid-19-infizierten Spenders kann das Virus möglicherweise auf die Empfänger übertragen werden", erklärte Rahmel.

Eine Einschränkung bei der Organspende wegen der Corona-Pandemie gebe es aktuell allerdings weltweit, fügte der Mediziner hinzu. Lebendspenden, bei der ein Angehöriger zum Beispiel eine seiner Nieren oder einen Teil seiner Leber spendet, würden in allen Transplantationszentren nur in Ausnahmefällen vorgenommen. "Diese Transplantationen kann man verschieben und so die Lebendspender schützen", sagte Rahmel. Mit der Aufnahme in ein Krankenhaus seien sie einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt.