Bayern stellt Corona-Fahrplan vor

Bayern stellt Corona-Fahrplan vor
Bayern behält in der Corona-Krise einen restriktiveren Kurs bei als das restliche Deutschland. Doch auch hier öffnen Baumärkte und Buchhandlungen wieder, und ab Mai könnten wieder Gottesdienste stattfinden. Das Besuchsverbot in Pflegeheimen bleibt.
16.04.2020
epd
Von Christine Ulrich (epd)

München (epd). Bayern behält in der Corona-Krise einen restriktiveren Kurs bei als die anderen Bundesländer. So sollen Schulen und Kindertageseinrichtungen frühestens ab 11. Mai schrittweise wieder öffnen, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag in München sagte. Zuvor hatte das Kabinett den weiteren bayerischen Fahrplan in der Corona-Krise beschlossen. Ab 27. April sollen lediglich die Abschlussklassen an Gymnasien, Real- und Mittelschulen sowie Meisterklassen zurück an die Schulen dürfen. Die Möglichkeit der Notbetreuung soll ausgeweitet werden auf berufstätige Alleinerziehende. In Krankenhäusern und Pflegeheimen sollen die Besuchsverbote bestehen bleiben. Lediglich zur Sterbebegleitung sollen Besuche laut Söder "großzügiger erlaubt" werden. Zudem hält er es für möglich, dass Gottesdienste ab Mai wieder stattfinden können.

Die Ausgangsbeschränkungen bleiben bis 4. Mai bestehen, allerdings soll nun eine Kontaktperson zugelassen werden, was Alleinstehenden zugute kommen soll. Beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr soll ein "Mundschutzgebot" nicht mit medizinischen, sondern sogenannten Community-Masken gelten. Wenn diese dringende Empfehlung von der Bevölkerung nicht umgesetzt werde, erwäge die Staatsregierung auch eine Maskenpflicht.

Es gebe "keine Entwarnung, aber Anlass zu vorsichtigem Optimismus", sagte Söder. Bayern habe sich für eine "umsichtigere Strategie" entschieden, weil dort mehr Menschen von Corona betroffen seien und "die Sicherheit an erster Stelle" stehe. Das neue Ethik-Gremium um die frühere Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler unterstütze alle nun beschlossenen Regelungen.

Die Notbetreuung in Kitas und Schulen, die bislang nur für Kinder von Eltern aus systemkritischen Berufen zur Verfügung steht, soll laut Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) für berufstätige Alleinerziehende ausgebaut werden. Diese Eltern, die von keinem Partner unterstützt werden, sollten auch wieder ihrem Beruf nachgehen können, sagte sie.

Der 11. Mai bleibe eine "Zielvorstellung" für die Schulöffnung, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Entschieden werden solle am 30. April. Vorrang hätten ältere Schüler, da ihnen die notwendigen Hygienemaßnahmen leichter zu vermitteln seien. Ab 11. Mai könnten insbesondere die Jahrgänge, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen werden, wieder in die Schulen dürfen.

Söder geht davon aus, "dass im Mai die Möglichkeit besteht, erste Gottesdienste wieder zu machen unter besonderem Hygieneschutz". Er habe bereits Vorschläge bekommen, wie das zu gestalten wäre - etwa indem mehrere Gottesdienste an einem Tag veranstaltet würden, um den Besucherstrom zu entzerren. Der Ministerpräsident zeigte sich erfreut über die digitalen Angebote: An Ostern habe er persönlich "so viele Gottesdienste erlebt wie noch nie" - er habe sich drei im Internet angeschaut.

Auch beim Handel fährt Bayern vorsichtiger: Ab 20. April sollen Baumärkte, Gärtnereien und Gartencenter wieder öffnen. Geschäfte bis 800 Quadratmeter, in denen sich maximal 40 Kunden aufhalten dürfen, sollen erst ab 27. April folgen, ebenso Kfz-Werkstätten und Buchhandlungen. Ab 4. Mai dürfen Friseure und Fußpflege aufsperren.

Dass Urlaub im Sommer in den üblichen Ländern - Italien, Spanien, Frankreich, Türkei - möglich sein wird, hält Söder für "eher unwahrscheinlich". Zugleich rechnet er damit, dass genau deswegen ein touristischer "Run auf Bayern" entstehen könnte, der der Gastronomie und Hotellerie wieder auf die Beine helfen könnte. Er zeigte sich auch "sehr skeptisch", dass das Oktoberfest stattfinden kann.