US-Kirchengemeinden klagen gegen Gottesdienstverbote wegen Corona

US-Kirchengemeinden klagen gegen Gottesdienstverbote wegen Corona

Washington (epd). In den USA haben mehrere Kirchengemeinden gegen das Verbot von Gottesdiensten wegen der Corona-Pandemie geklagt. Die Maßnahme verstoße gegen die Religionsfreiheit, erklärte sie. Das US-Justizministerium betonte am Dienstag (Ortszeit) mit Blick auf eine Klage der Temple Baptist Church in Greenville in Mississippi, der Staat sei berechtigt, im Krisenfall restriktive Vorschriften zu erlassen. In der Verfassung garantierte Rechte dürften jedoch nicht generell außer Kraft gesetzt werden. Justizminister William Barr erklärte, der Staat dürfe religiöse Einrichtungen keine "besonderen Lasten" auflegen.

Die Temple Baptist Church wehrt sich in der Klage gegen ein Verbot ihrer "Autogottesdienste". Gemeindemitglieder fahren dabei auf einen Parkplatz und hören die im Rundfunk übertragene Predigt ihres Pastors. Bei einem Gottesdienst am 8. April mit etwa 20 Autos habe die Polizei Strafzettel verteilt, hieß es. Pastor Arthur Scott sprach in einem Fernsehinterview von Diskriminierung, da in Schnellrestaurants im Auto Mahlzeiten abgeholt und gegessen werden dürften.

Im US-Staat Kalifornien klagten drei Freikirchen gegen Versammlungsbeschränkungen. Diese diskriminierten Gläubige, erklärten sie. Der Einkauf in Supermärkten sei erlaubt, sofern sich die Menschen an Vorschriften zum Abstandhalten hielten. Kirchengemeinden müssten zusammenkommen dürfen, "wenn sie sich an dieselben Richtlinien halten", heißt es in der Klage.

Der Pastor der Church Unlimited im kalifornischen Indio, James Dean Moffatt, wurde wegen eines Gottesdienstes am Palmsonntag mit einer Geldstrafe in Höhe von 1.000 Dollar (900 Euro) belegt. Die Bibel sehe vor, dass er als Pastor Hände auflege und für Menschen bete, sagte Moffatt im Fernsehsender NBC. In Louisville in Kentucky hob dagegen ein Gericht eine Vorschrift gegen Autogottesdienste vorläufig auf.

In Chesterfield im US-Staat Virginia starb unterdessen der Bischof der Gemeinde "New Deliverance Evangelistic Church", Gerald Glenn, an der vom Coronavirus ausgelösten Lungenerkrankung Covid-19, wie die Kirche mitteilte. Der 66-jährige Geistliche hatte trotz einer staatlichen Aufforderung, "nicht essenzielle Veranstaltungen mit mehr als zehn Personen" zu meiden, Gottesdienste abgehalten. In seiner Predigt hatte Glenn betont, Gott sei stärker als das Virus.

Der überwiegende Teil der Kirchengemeinden in den USA verzichtet indes wegen der Corona-Krise zum Schutz der Gläubigen auf Gottesdienste und hält sich an die staatlichen Verbote von Menschenansammlungen ab einer bestimmten Größe.