Menschenrechtler: Textilarbeiterinnen in Asien nicht im Stich lassen

Menschenrechtler: Textilarbeiterinnen in Asien nicht im Stich lassen

Frankfurt a.M., New York (epd). In der Textilindustrie in Asien werden nach Angaben von Menschenrechtlern viele Arbeiterinnen und Arbeiter in der Corona-Krise im Stich gelassen. Hunderttausende Beschäftigte hätten bereits ihre Jobs verloren oder seien von Jobverlust bedroht, teilte die Organisation "Human Rights Watch" am Mittwoch mit.

Zahlreiche Marken- und Handelsfirmen hätten Bestellungen storniert, ohne finanziell dafür Verantwortung zu übernehmen. Das sei selbst dann geschehen, wenn Produkte bereits fertiggestellt waren. Zulieferer in Asien seien somit nicht in der Lage, ihren Beschäftigten Löhne oder Entschädigungen zu zahlen.  

In Bangladesch wurde den Angaben zufolge bereits etwa eine Million Arbeiterinnen und Arbeiter der Textilindustrie entlassen oder vorübergehend freigestellt. Die Mehrheit habe keine Löhne und sonstige Zahlungen erhalten. In Myanmar hätten 20.000 Frauen und Männer ihre Stelle verloren, wobei eine Zunahme befürchtet werde. In Kambodscha kursieren Schätzungen, wonach 200.000 Menschen in der Textilindustrie ihre Arbeitsplätze verlieren könnten.

Die Markenfirmen müssten Maßnahmen ergreifen, um die verheerenden wirtschaftlichen Folgen für die Textilarbeiterinnen in globalen Lieferketten zu verringern, forderte die Beraterin für Frauenrechte von "Human Rights Watch", Aruna Kashyap. Dazu gehörten Vorauszahlungen sowie das pünktliche Begleichen von Rechnungen. Es gehe auch um die Familien der Arbeiterinnen.

Eine Umfrage des "Center for Global Workers' Rights" an der US-amerikanischen Penn State Universität und des "Worker Rights Consortium" vom 27. März unter 316 bangladeschischen Zulieferern ergab, dass über 95 Prozent der Markenfirmen und Einzelhändler sich weigerten, sich an Kosten für Teillöhne für vorübergehend freigestellte Beschäftigte oder an Abfindungen für Entlassene zu beteiligen.  

Der frühere Manager einer Bekleidungsfabrik in Kambodscha gab an, große Modekonzerne leisteten keine Vorauszahlungen und zögerten nach Versand der Waren Zahlungen hinaus. Im Gegensatz dazu böten kleine und mittlere Markenfirmen bessere Konditionen: Zum Zeitpunkt des Einkaufs hätten diese bis zu 30 Prozent des Bestellpreises gezahlt und dann die verbleibenden Rechnungen innerhalb von zehn Tagen beglichen.

Schritte in die richtige Richtung haben laut "Human Rights Watch" Firmen wie die H&M Gruppe, Inditex (Zara und andere Marken) sowie Target USA gemacht. Diese und wohl auch andere Unternehmen hätten sich verpflichtet, bereits produzierte oder in Produktion befindende Waren zu übernehmen und wie zuvor vereinbart zu bezahlen.