2019 gab es in Deutschland fast 900 Angriffe auf Muslime

2019 gab es in Deutschland fast 900 Angriffe auf Muslime
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 871 Übergriffe auf Musliminnen und Muslime gemeldet. Im Kampf gegen rechtsextreme Netzwerke könne keine Entwarnung gegeben werden, sagt die Linken-Abgeordnete Jelpke.

Osnabrück (epd). Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 871 Übergriffe auf Muslime und ihre Einrichtungen registriert worden. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der innenpolitischen Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Ulla Jelpke, hervor, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Zuerst hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Samstag) über die Zahlen berichtet.

Jelpke sagte, sie gehe davon aus, dass erfahrungsgemäß noch zwischen zehn und 90 Nachmeldungen aus den Behörden hinzukämen. 2018 gab es nach offiziellen Angaben 824 Angriffe auf Muslime, im Jahr davor waren es 950.

Bei dem Attentat auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019 waren auch zwei Menschen aus islamfeindlichen Motiven getötet worden. Der Täter hatte sie an einem Döner-Imbiss erschossen, nachdem er vergeblich versucht hatte, in die Synagoge einzudringen. 33 Muslime wurden den Angaben zufolge 2019 bei islamfeindlichen Übergriffen verletzt. 2018 gab es bei Angriffen auf Muslime 54 Verletzte, 2017 waren es 32.

Jelpke sagte: "Der Hass auf Muslime bricht sich weiterhin in gewaltsamen Übergriffen, Bedrohungen und Beleidigungen Bahn." Der Anschlag in Halle verdeutliche ebenso wie das Massaker eines Faschisten an neun Besuchern zweier Shisha-Bars in Hanau im Februar, "wie Rassismus, Antisemitismus und Hass auf Muslime in der brandgefährlichen Gedankenwelt von Rechtsextremisten eine mörderische Liaison eingehen", fügte sie hinzu.

Auch wenn die Polizei seit Halle und Hanau verstärkt gegen rechtsextreme Terrorzellen vorgehe, könne keinesfalls Entwarnung gegeben werden. "Wir müssen leider damit rechnen, dass es noch weitere derartige tickende Zeitbomben gibt", erklärte die Linken-Politikerin. Der Kampf gegen Rassismus und Islamfeindlichkeit sei zudem keine rein polizeiliche Aufgabe, sondern müsse auf allen gesellschaftlichen Ebenen geführt werden.