Hurrelmann: "Fridays for Future" kämpft nicht aus Eigennutz

Hurrelmann: "Fridays for Future" kämpft nicht aus Eigennutz
Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann über die «Generation Greta» und Parallelen von Klima- und Corona-Krise

Berlin (epd). Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann nimmt die "Fridays for Future"-Bewegung der "Generation Greta" vor dem Vorwurf der Ich-Bezogenheit in Schutz. "Nach unserer Analyse kämpfen diese engagierten jungen Leute vehement darum, den Planeten für ihre eigene Generation lebenswert zu erhalten", sagte Hurrelmann dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin: "Aber sie tun dies - entgegen vieler Vorurteile aus der älteren Bevölkerung - nicht aus Eigennutz, nicht ich-bezogen, sondern mit Blick auf das politische Gemeinwohl. Sie werben ausdrücklich darum, dass die älteren Generationen sich ihren Aktivitäten zur Rettung des Globus anschließen."

Eine solche Grundhaltung einer jungen Generation habe es schon lange nicht mehr gegeben, sagte der Jugendforscher von der Berliner Hertie School. Den entscheidenden Impuls zu diesem Verhalten habe die schwedische Schülerin und Klimaaktivistin Greta Thunberg gegeben. Am Sonntag jähren sich die ersten großen bundesweiten "Fridays for Future"-Klimastreiks in Deutschland. Allein in Berlin demonstrierten am 29. März 2019 mehr als 25.000 Schülerinnen und Schüler, angeführt von Thunberg. Hurrelmann hat mit dem Journalisten Erik Albrecht ein Buch über die "Generation Greta" geschrieben, das im März erschienen ist.

Einen Grund, warum die "Post-Millennials" so ungewöhnlich politisch aktiv sind, sieht Hurrelmann in ihrer erheblich besseren beruflichen Perspektive - es sei denn, die Corona-Krise führt zu einem langanhaltenden wirtschaftlichen Einbruch. Etwa ein Drittel von ihnen sei im Klimaschutz engagiert und mische die öffentliche Debatte auf. Unter Anleitung von Thunberg hätten sie mit "Fridays for Future" eine der größten Bewegungen der Nachkriegszeit gegründet.

In den kommenden Wochen werde sich zeigen, ob die Corona-Krise diese Umweltbewegung wegfege oder ob es den bisher so clever agierenden Anführerinnen gelinge, die Verbindung zwischen der Klimakrise und der gegenwärtigen Gesundheitskrise herzustellen, sagte Hurrelmann: "In beiden Fällen handelt es sich um eine existenzbedrohende, unsichtbare Gefahr." Bei der Klimakrise hätten die jungen Leute mit ihren "Schulstreiks" darauf hingewirkt, die Politik wachzurütteln und die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Bewältigung der Krise zu beachten. Dieser Ansatz lasse sich auf die Bewältigung der Corona-Krise übertragen. Dabei sei offensichtlich, dass die Jugendlichen, die derzeit gegen die Beschränkungen von öffentlichen Kontakten verstoßen, "nichts, aber auch gar nichts mit 'Fridays for Future' zu tun haben", sagte Hurrelmann.