Mehr als 1.800 antisemitische Straftaten 2019

Mehr als 1.800 antisemitische Straftaten 2019

Berlin (epd). Die Polizei hat nach Angaben der Bundesregierung im vergangenen Jahr bundesweit 1.839 antisemitische Straftaten registriert. Darunter seien 72 Gewalttaten und 363 Propagandadelikte gewesen, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Zuerst hatte der "Tagesspiegel" (Donnerstag) darüber berichtet.

35 Personen wurden bei den antisemitischen Delikten nach Angaben der Sicherheitsbehörden verletzt, zwei wurden getötet. Die beiden Todesopfer, eine Frau und ein Mann, kamen als Passanten bei dem rechtsextremistischen Terroranschlag auf eine Synagoge am 9. Oktober in Halle um.

Ermittelt wurden 2019 insgesamt 1.019 Tatverdächtige. Es gab acht Festnahmen, zwei Haftbefehle wurden erlassen.

Laut "Tagesspiegel" ist die Zahl der antisemitischen Straftaten die höchste seit 2001. Damals wurden die Kriterien zur Erfassung von Straftaten rechter, linker, islamistischer und anderer politischer Straftäter präzisiert und erweitert.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, führt die Zunahme auch auf das erhöhte Anzeigeverhalten zurück. Insbesondere nach dem Anschlag von Halle könne die tödliche Dimension von Antisemitismus in Deutschland von niemandem mehr bestritten werden, sagte Klein dem "Tagesspiegel". Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele Betroffene erstatteten gar nicht erst Anzeige, weil Ermittlungen häufig eingestellt und nur wenige Täter tatsächlich belangt werden, sagte Schuster der Zeitung.