Neue Angriffe der Taliban nach historischem Friedensschluss

Neue Angriffe der Taliban nach historischem Friedensschluss

Dubai, Kabul (epd). Nach Abschluss des historischen Friedensabkommens zwischen den USA und den radikal-islamischen Taliban ist die Situation in Afghanistan unklar. Die Vereinten Nationen forderten die Aufständischen am Dienstag zu weiterem Gewaltverzicht auf. Die UN-Mission für Afghanistan (Unama) kritisierte die Ankündigung der Taliban, die Kämpfe gegen die afghanischen Regierungstruppen wieder aufzunehmen. Am Montag und Dienstag wurden neue Angriffe der islamistischen Rebellen gemeldet. Zugleich ging der Streit um die Freilassung von 5.000 gefangenen Taliban weiter.

Am Samstag hatten die USA und die Taliban in Doha (Katar) einen Friedensvertrag geschlossen. Das Abkommen sieht unter anderem einen vollständigen Abzug der US-Truppen vom Hindukusch innerhalb von 14 Monaten vor. Zuvor hatte es eine einwöchige Testphase gegeben, in der alle Konfliktparteien die Gewalt reduzieren sollten.

Doch nur zwei Tage später forderten die Taliban ihre Kämpfer in einem Brief dazu auf, die Periode des Gewaltverzichts zu beenden und die afghanische Armee wieder anzugreifen. Die US-Truppen in Afghanistan sollten jedoch ausdrücklich verschont bleiben. Die afghanische Regierung war nicht an den Friedensgesprächen beteiligt, die nur zwischen den Taliban und den USA geführt wurden. Allerdings haben die Aufständischen zugestimmt, dass binnen zwei Wochen innerafghanische Gespräche stattfinden sollen. In zahlreichen Provinzen, darunter Balk, Fariab, Nangarhar und Sabul, wurden bereits neue Angriffe der Taliban gemeldet.

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani wandte sich am Dienstag an die Taliban und erklärte, auch die afghanische Regierung habe Bedingungen für einen Friedensschluss. Ghani hatte kurz nach Besiegelung des USA-Taliban-Deals erklärt, er werde die in dem Vertrag erwähnten 5.000 inhaftierten Taliban nicht freilassen. Die afghanische Regierung habe diesem Punkt nicht zugestimmt. Die Freilassung war als Geste der Vertrauensbildung vor Beginn der Gespräche zwischen den Taliban und der Regierung geplant. Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid erklärte indes, das Abkommen könne nicht weiter erfüllt werden, solange die gefangenen Kämpfer nicht freigelassen würden.

Mit dem Vertrag von Doha soll der fast 20-jährige Afghanistan-Konflikt beigelegt werden. Die Anzahl der amerikanischen Soldaten soll sich innerhalb von 135 Tagen von momentan 13.000 auf 8.600 verringern. Der vollständige Abzug binnen 14 Monaten hängt davon ab, inwieweit die Taliban ihrerseits ihre Versprechen erfüllen.

Die Aufständischen haben sich verpflichtet, internationalen Terrorgruppen wie Al-Kaida keinen Schutz zu bieten. Die Taliban sollen zudem innerhalb von 15 Tagen nach der Unterzeichnung Verhandlungen mit der afghanischen Regierung über die politische Zukunft des Landes beginnen. Möglicher Verhandlungsort ist Deutschland.