Dubai, Doha (epd). Die USA und die aufständischen Taliban in Afghanistan haben ein historisches Friedensabkommen geschlossen. Der Vertrag wurde am Samstag bei einer Zeremonie in Doha (Katar) von US-Verhandlungsführer Zalmay Khalilzad und dem Taliban-Chefunterhändler Abdul Ghani Baradar unterzeichnet. Das Abkommen sieht unter anderem einen vollständigen Abzug der US-Truppen vom Hindukusch innerhalb von 14 Monaten vor.
Mit dem Vertrag soll der fast 20-jährige Konflikt in Afghanistan beigelegt werden. Das Abkommen war zwischen US-Vertretern und den Taliban in Katar ausgehandelt worden. Die Aufständischen unterhalten in dem Wüstenemirat eine Art diplomatische Vertretung.
US-Außenminister Mike Pompeo, der bei der Unterzeichnung zugegen war, erklärte, der Vertrag eröffne den Weg zu einem dauerhaften Frieden in Afghanistan. US-Präsident Donald Trump hatte am Freitagabend an Afghanistan appelliert, die Chance für Frieden und eine neue Zukunft zu ergreifen. Ein Sprecher der Taliban sprach von einem "historischen Tag für Afghanistan" und erklärte, die USA hätten auch die Freilassung von 5.000 Taliban-Gefangenen garantiert.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) bezeichnete die Vertragsunterzeichnung als "Hoffnungszeichen". "Jetzt ist entscheidend, dass die Taliban die Gewalt weiter reduzieren", erklärte er in Berlin. Alle Akteure müssten ihren Verpflichtungen nachkommen.
Bedingung für die Unterzeichnung des Abkommens war eine "Verringerung der Gewalt" in einem Zeitraum von sieben Tagen. Dieser ging am Samstag zu Ende. Zwar gab es während dieser Testwoche weiter Anschläge und Kämpfe, bei denen mindestens 21 Soldaten und neun Zivilsten starben. Doch beide Konfliktparteien spielten diese Vorfälle herunter.
Nun soll ein schrittweiser Abzug der US-Truppen aus Afghanistan erfolgen. Die Anzahl der amerikanischen Soldaten soll sich innerhalb von 135 Tagen von momentan 13.000 auf 8.600 verringern. Der vollständige Abzug binnen 14 Monaten hängt davon ab, inwieweit die Taliban ihrerseits ihre Versprechen erfüllen.
Die Aufständischen haben sich verpflichtet, internationalen Terrorgruppen wie Al Kaida keinen Schutz zu bieten. Die Taliban sollen zudem innerhalb von 15 Tagen nach der Unterzeichnung innerafghanische Verhandlungen über die politische Zukunft des Landes beginnen. Möglicher Verhandlungsort ist Deutschland.
Die Bundesregierung sei bereit, den anstehenden innerafghanischen Friedensprozess maßgeblich zu unterstützen, erklärte Bundesaußenminister Maas. "Für uns ist wichtig, dass in Verhandlungen auf dem aufgebaut wird, was Afghanistan in den vergangenen Jahren im Bereich der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit erreicht hat", sagte er. Einen Rückfall in eine totalitäre Alleinherrschaft der Taliban zulasten einer ganzen Generation junger Frauen und Männer dürfe es nicht geben.
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