Virologe: Corona-Fälle in Deutschland nicht unerwartet

Virologe: Corona-Fälle in Deutschland nicht unerwartet
27.02.2020
epd
epd-Gespräch: Jana Hofmann

Münster (epd). Auch nach den aktuellen Infektionen mit dem Coronavirus in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg ist nach Einschätzung von Virologen eine Epidemie in Deutschland unwahrscheinlich. Es sei davon auszugehen gewesen, dass es weitere Fälle in Deutschland geben werde, sagte der Virologe Stephan Ludwig von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Es ist im Moment allerdings noch nicht die Gefahr einer großen Epidemie gegeben." Zugleich riet der Wissenschaftler zu häufigem Händewaschen.

Im Alltag könnten die Menschen sich mit einfachen Maßnahmen vor dem Coronavirus genauso schützen wie vor einer Grippe: "Dies wären gesunde Ernährung, warme Kleidung, Handhygiene und das Meiden großer Menschenansammlungen", erklärte Ludwig. Auch sollte man darauf achten, sich möglichst wenig mit den Händen ins Gesicht zu fassen. "Dies klingt trivial, geschieht aber normalerweise sehr häufig und man sollte versuchen, dies bewusst zu vermeiden", sagte der Virologe.

Von Hamsterkäufen für den Fall einer Quarantäne riet er hingegen ab. Auch in einem solchen Fall bleibe man nicht unversorgt, betonte Ludwig: "Ein einfacher Mundschutz ist nicht sinnvoll, da er vor einer Ansteckung nur wenig schützt." Dafür brauche man spezielle Masken der FFP3-Spezifikation. Das Atmen durch diese Masken sei auf Dauer allerdings sehr anstrengend.

Mit Blick auf eine Ausbreitung des Virus sagte Ludwig: "Wichtig wird es sein, möglichst frühzeitig Infektionen zu erkennen und die Infizierten zu isolieren und zu behandeln." Zu schweren Infektionen bis hin zum Tod komme es nach bisherigen Erkenntnissen insbesondere bei Menschen mit Vorerkrankungen wie Krebs oder einer Immunsuppression.

Das Universitätsklinikum Münster sei sehr gut vorbereitet, mit Infizierten umzugehen, betonte der Professor am Institut für Molekulare Virologie. Es gebe regelmäßige Besprechungen, um Abläufe zu koordinieren und die aktuelle Situationen sowie erforderliche Maßnahmen abzustimmen. Auch die betroffenen Mitarbeiter würden regelmäßig informiert.