Sachverständiger präsentiert Gutachten im Loveparade-Prozess

Sachverständiger präsentiert Gutachten im Loveparade-Prozess

Düsseldorf, Duisburg (epd). Im Prozess um das Loveparade-Unglück von Duisburg soll ab dem 24. März der Sachverständige Jürgen Gerlach sein schriftliches Gutachten vorstellen. Der Verkehrsexperte der Universität Wuppertal wird die Ursachen für das Gedränge im Tunnel und den Zugang zum Loveparade-Gelände am alten Güterbahnhof erläutern, wie das Landgericht Duisburg am Freitag mitteilte. Zudem soll er erklären, wie das Unglück hätte verhindert werden können.

Die Befragung des Gutachters läuft nach derzeitigem Stand über acht Sitzungstage und soll bis zum 22. April dauern. Der Sachverständige hat den Angaben zufolge sein schriftliches Gutachten dem Gericht schon übergeben. Es umfasst mehr als 3.800 Seiten und enthält mehrere Simulationsvideos mit Analysen der Besucherströme.

In dem im Dezember 2017 gestarteten Prozess mussten sich zunächst zehn Angeklagte unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Bei einem Gedränge auf dem Techno-Festival waren am 24. Juli 2010 in Duisburg 21 Menschen gestorben, mehr als 600 wurden verletzt. Das Hauptverfahren findet aufgrund seiner Größe nicht im Duisburger Landgericht, sondern im Congress Center Düsseldorf Ost der Messe Düsseldorf statt.

Im Februar 2019 wurde der Strafprozess gegen sieben Angeklagte ohne Auflagen eingestellt. Gegen drei weitere Mitarbeiter der Veranstalterfirma Lopavent wird das Verfahren fortgesetzt, weil sie eine Einstellung des Prozesses abgelehnt hatten. Die Einstellung hatte die Staatsanwaltschaft damit begründet, dass das für ein Urteil erforderliche Beweisprogramm nicht bis zum Ablauf der Verjährungsfrist im Juli 2020 zu absolvieren sei. Zudem sei ein wesentliches Ziel bereits erreicht: die Aufklärung der Ursachen des Unglücks.

Nach Einschätzung des Gerichts ist die Loveparade-Katastrophe neben Planungsfehlern auf "kollektives Versagen" am Veranstaltungstag zurückzuführen. Dabei hätten unter anderem die Einrichtung einer Polizeikette auf der Rampe zum Gelände sowie Kommunikationsprobleme und Fehlentscheidungen eine Rolle gespielt.