TV-Tipp: "Satte Farben vor Schwarz" (3sat)

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TV-Tipp: "Satte Farben vor Schwarz" (3sat)
19.2., 3sat, 22.25 Uhr
In dem heiteren Drama "Ein starker Abgang" hat der vor fast genau einem Jahr verstorbene Bruno Ganz 2008 einen dem Tod geweihten Schriftsteller gespielt, der seinen Mitmenschen schon in gesundem Zustand in inniger Abneigung zugetan war.

Während der misanthropische Literat also nach außen trug, was ihn innerlich zerfraß, ist der ebenfalls von Ganz verkörperte Fred in diesem Film aus dem Jahr 2010 das genaue Gegenteil: Er hat Prostatakrebs, will sich nicht behandeln lassen, um den Rest seines Lebens nicht zum Patienten zu werden, und die Krankheit außerdem mit sich allein ausmachen. Prompt kommt es zum ehelichen Zerwürfnis, denn Gattin Anita (Senta Berger) fühlt sich zu Recht ausgeschlossen. Als sie durch Zufall rausfindet, dass Fred eine Wohnung gekauft hat, weil er einen Ort zum Nachdenken braucht, verliert sie endgültig die Fassung und flüchtet aus der Ehe.

"Satte Farben vor Schwarz"  ist der erste Langfilm von Sophie Heldman. Wie gut schon ihr Drehbuch gewesen sein muss, beweist die Besetzung. Bruno Ganz zählte zu den herausragendsten deutschsprachigen Schauspielern, für Senta Berger gilt das nach wie vor; in diesem Film standen sie zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera. Die Regisseurin gibt ihnen den Raum, den sie brauchen. Lange Einstellungen sind nicht automatisch ein Qualitätsmerkmal, aber Ganz und Berger vermitteln mit subtilem Spiel, wie es in Fred und Anita arbeitet. Gut auch, dass beide in den entscheidenden Szenen wenig Worte machen müssen und mehr mit Gesten und Blicken arbeiten dürfen.

Klugerweise beschränkt sich Heldman nicht auf das Protagonistenpaar, schließlich betreffen Themen wie eine unheilbare Erkrankung die ganze Familie, weshalb auch die Auseinandersetzungen mit den erwachsenen Kindern miteinbezogen werden. Den Ausschlag für den Sinneswandel Anitas und die entscheidende Wende in der Beziehung gibt aber ausgerechnet Enkelin Yvonne (Leonie Benesch). Deren Vortrag von Else Lasker-Schülers Gedicht "An den Gralprinzen" ("Von Sternen sind wir eingerahmt und flüchten aus der Welt") steht für die entscheidende Handlungswende und ist zudem ein Hinweis auf den überraschenden Schluss.