Bischof Rückert: Trennung kann Chance für methodistische Kirche sein

Bischof Rückert: Trennung kann Chance für methodistische Kirche sein
Der tiefgreifende Umbruch in der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche ist nach Ansicht des deutschen Bischofs Harald Rückert die Chance für einen Neuanfang. Er sei froh und erleichtert über das absehbare Ende des jahrzehntelangen Streits über den Umgang mit Homosexualität, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Frankfurt am Main.
25.01.2020
epd
epd-Gespräch: Stephan Cezanne

Dennoch bereite es ihm "Schmerz, dass sich eine Kirche entlang dieser Frage spalten soll", auch wenn man jetzt einen "respektvollen, versöhnten Weg der Trennung beschreitet."

Konservativ und traditionell orientierte Christen wollen sich von der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche abtrennen. Damit soll die jahrzehntelange Auseinandersetzung um die Einbindung lesbischer und schwuler Christen in der Freikirche beigelegt werden. Endgültig entschieden wird über den Vorschlag einer internationalen Mediatorengruppe im Mai in den USA. Rückert steht an der Spitze der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland, die rund 51.000 Gläubige zählt. Der Weltrat Methodistischer Kirchen verbindet rund 51 Millionen Menschen.

"Es wird einen Aderlass geben", fügte der 61-jährige Rückert hinzu. Allerdings könne man momentan nicht absehen, wie groß dieser sein werde. Medienberichten aus den USA, wonach sich die neue traditionelle methodistische Kirche hauptsächlich aus konservativen amerikanischen Methodisten sowie aus Afrika und vielleicht den Philippinen rekrutieren werde, steht Rückert skeptisch gegenüber: "Diese Gleichung geht meines Erachtens nicht auf."

Es gebe klare Signale von konservativen afrikanischen und philippinischen Bischöfen, in der Evangelisch-methodistischen Kirche (englischer Name: The United Methodist Church) zu bleiben, um ihre konservative Sichtweise weiterhin zu leben, ohne diese von anderen Teilen der Kirche einzufordern. Ob alle Delegierten den Bischöfen folgen, sei allerdings eine "spannende Frage". Doch gebe es Indizien dafür, dass es keine Spaltung der methodistischen Kirche in zwei gleich große Teile geben werde.

Insgesamt müsse man akzeptieren, "dass wir im Umgang mit menschlicher Sexualität große Gruppen mit unterschiedlichen Überzeugungen und einem unterschiedlichen Bibelverständnis in unserer Kirche haben", sagte Rückert: "Das werden wir nicht vereinheitlichen können." Für die einen sei praktizierte Homosexualität mit ihrem Bibelverständnis unvereinbar und daher Sünde. Für andere sei Homosexualität eine Variante "der großen vielfältigen Schöpfung Gottes". In dieser Frage könne man nicht mit einem Kompromiss weiterkommen. Die Chancen, dass die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland trotz grundlegender unterschiedlicher Überzeugungen in diesen Fragen die Einheit bewahren kann, stehen dagegen gut, so Rückert.

Rückert begrüßte, dass sich die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche durch die angestrebten Strukturreformen internationaler ausrichten werde. "Unsere Kirche war und ist sehr stark in den USA verwurzelt." Sie gründete Missionen in Europa, Asien und Afrika. Doch inzwischen seien daraus - teilweise stark wachsende - Kirchen außerhalb der USA entstanden. Die gegenwärtigen Strukturen zeigten das ursprüngliche Verständnis, bei dem Inhalt und Struktur der Evangelisch-methodistischen Kirche in den USA bestimmt wurde. Jetzt wolle man sich gegenseitig mehr Freiheit und zugleich mehr Verantwortung zugestehen. Dies sei der Weg zu einer "wirklich weltweiten Kirche" ohne Vorrangstellung des US-Teils der Evangelisch-methodistischen Kirche.